Kennt ihr das Gefühl wenn ihr alles was ihr seht festhalten wollt, jeder
Augenblick ein Foto wert wäre und euch in einem dieser Momente die Kamera den
Dienst versagt.
So fühlte ich mich am Mt.Wilhelm. Zum Glück hatten zwei
meiner Begleiter Kameras dabei und die Landschaft, die ich mit meinen
Beschreibungen wahrscheinlich nur beleidigen kann, konnte digital verewigt
werden.
Am Morgen des vergangen Samstag machte sich das
Expeditionsteam auf den Weg nach Cimbu, die Hochlandprovinz mit dem höchsten
Punkt PNGs. Teilnehmer waren außer mir, Vincent und Steven. Vincent ist ein
Neffe von Cynthia. Die Jungs haben ein paar Wochen bei uns in Goroka verbracht,
der Mount war ihr abschließender Höhepunkt bevor sie nach Australien reisten.
Als Expeditionsleiter hatten wir Joseph angeheuert, er ist
am Fuße des Mt.Wilhelm geboren, spricht die Sprache der dort lebenden Menschen
und war schon einige Male ganz oben in PNG.
In einem PMV (PublicMotorVehicle) ließen wir Goroka
westwärts hinter uns. Innerhalb von zwei Stunden waren wir in der Hauptstadt
Cimbus, Kundiawa. Die Stadt, die als zwielichtig gilt zeigte sich uns von ihrer
süßen Seite. Während Joseph einen Auto organisierte, das uns in die Berge
transportieren würde, saßen wir Heißgetränke schlürften in der wohl besten
Konditorei der Südlichen Hemisphere und schlugen uns den Bauch mit Torte voll.
Auf dem zweiten Streckenabschnitt wurde das Verzehrte zu
einem Tanz aufgefordert. Auf der gutbesetzten Ladefläche eines Pickups
hoppelten wir eine Passstraße hoch, die ungefähr so gut ausgebaut war wie die
Straße in den Sülfelder Tannen. Die Fahrt erinnerte mich an den Flugsimulator
auf dem Dom. Víer Stunden wären da wahrscheinlich wesentlich teurer gewesen und
und so nette Gespräche wie auf der Ladefläche habe ich im Flugsimulator noch
nicht gehabt. Gut geschüttelt kamen wir also nach vier Stunden an der letzten
Station vor der felsigen Wildnis an. Eine Dorf mit einer katholischen Mission.
Eigentlich hatten wir geplant in einem der missionseigenen Gästehäuser zu
übernacht, die waren leider ausgebucht. Wie Maria und Joseph in der
Weihnachtsgeschichte zogen wir also weiter. Auch an der Tür der nächsten
Herberge wurden wir abgewiesen. Immer weiter stiegen wir den steilen Weg, der
zum Aufstiegspfad führt, hinauf. Ich hätte mich auf jeden Fall zu irgendwelchen
Ochsen gelegt, aber da tauchte ein letztes Haus aus dem dichter werdenden Nebel
auf. Wir hatten Glück, fanden einen Schlafplatz und eine warme Mahlzeit. Zum
Nachtisch wurden Erdbeeren serviert, sie wachsen in der Umgebung. Wir schliefen
früh, am nächsten morgen wollten wir früh zum Basislager aufbrechen. Dem
drohendem Regen davonlaufen.
Als wir uns am frühen Morgen auf den Weg machten vermochten
die Sonnenstrahlen nicht die immer noch dicke Nebelwand zu durchdringen, Blicke
in die Landschaft blieben uns erstmal verwehrt. Der Weg führte anfangs durch
einen dichten Wald, er war komfortabel mit Holzplanken bestückt und so lange
man nicht in eine Pfütze trat sehr gemütlich.
Aus dem Urwald kamen wir in das Gebiet in dem damals
wahrscheinlich „In einem Land vor unserer Zeit“ gedreht wurde. Ich weiß, dass
das ein Zeichtrickfilm war aber ich hatte das Gefühl das jeder Zeit ein
Dinosaurier hinter einem der Farngewächse hervor kommen könnte. In dieser
Steppenlandschaft gab es quasi keinen Anstieg und wenn kam man an
herrschaftlichen Wasserfällen vorbei. In den zwei Stunden die wir durch diese
Landschaft wanderten zeigte sich uns leider kein urzeitliches Ungetüm.
Davon beruhigt machten wir es uns im Basislager gemütlich.
Es gab Reis und Bohnen, die wir uns mit Blick auf einen kristallklaren, eiskalten
See schmecken ließen. Wenn Ihr den Sean Penn-Film „Into the Wild“ gesehen habt.
Der Protagonist hätte auch an diesem Ort, die Einsamkeit gefunden, die er in
Alaska suchte. Ohne Bären.
Als die Wolken und der Nebel sich im Laufe des Nachmittags
verzogen. Zeigten sich uns zum ersten mal die Berge, in denen wir am kommenden
Morgen herumsteigen wollten. Monumentale Riesen, wunderschön und
einschüchternd.
Der Gipfel des Mt,Wilhelm war noch nicht zu sehen und es
erschien mir schon sehr gewaltig.
Ohne die Schlafsäcke, die wir daheim gelassen hatten war die
Nacht erbärmlich kalt. Geschlafen hatte ich wenig als wir um zwei das Haus am See hinter uns ließen. Müdigkeit
fühlte ich aber nicht als wir, durch die Dunkelheit bergauf stiegen. Die
Umgebung die ich ausmachen konnte wirkte unwirtlich und schroff. Das Geräusch
von rauschendem Gestein kam mir noch nie so bedrohlich vor. Es gab Passagen an
denen ich wirklich fürchtete abzurutschen.
Aber wir schafften es ohne große Zwischenfälle zum Gipflel.
Gerade rechtzeitig, kurz vor 6, die Sonne ging gerade auf. Es bot sich uns ein
wirklich schöner, wenn auch durch Wolken etwas verschleierter Blick. Während
der letzten Meter, der 4509 Metern sah man immer wieder Eis, auf der Spitze
hielten wir es nicht länger als eine viertel Stunde aus.
Der Rückweg glich einem Gewaltmarsch. Den Weg den wir auf
dem Hinweg in zwei Tagen bewältigt hatten liefen wir nun einem halben. Wir
hatten uns vor genommen im Tal einen Bus zu erreichen und noch heute nach
Goroka zurück zu kehren. Der Weg wirkte bei Tageslicht ganz anders als bei
Dunkelheit. Erst dachte ich wir würden einen anderen Weg herabsteigen. Dann
kamen wir aber wieder an den gleichen
Orten wie auf dem Hinweg vorbei.
Die einzige Rast des Rückwegs machten wir um unsere Rucksäcke
aufzulesen, die wir im Basislager zurückgelassen hatten. Als wir um 13 Uhr den
Ort erreichten an dem uns der Pick-up auf dem Hinweg rausgelassen hatte,schien
es so als seien für heute alle Transporte in die Stadt abgefahren. Viele Leute,
die wir nach einem möglichen Transport fragten boten uns stattdessen einen
Schlafplatz an. Ich hätte ihn nur zu gerne angenommen. Die Jungs aber sollten
in zwei Tagen von Goroka nach Australien fliegen. Also zogen wir weiter. Die
Straße entlang auf der Suche nach jemandem, der uns mitnehmen würde. Drei Jungs, die wir unterwegs trafen, hatten
gehört, dass von der nächsten Missionstation noch ein Gemüsetransport nach
Kundiawa gehen sollte. Sie spurteten los und schafften es tatsächlich, den
Wagen aufzuhalten. Vielen Dank an dieser Stelle.
Der Fahrer erklärte sich dann sogar bereit uns ganz bis nach
Goroka mitzunehmen. An Zwiebeln und Kohl geschmiegt konnte ich aber auf Grund
des halsbrecherischen Fahrstil des Gemüsetransporters keinen Schlaf finden.
Auch die letzte Etappe des Rückwegs legten wir so in einem
Bruchteil der Zeit zurück die wir auf dem Hinweg benötigt hatten. In Goroka
drückte ich meine Bettdecke wie einen alten Freund und schlief wenige
Augenblicke später ein.
Während meiner Abwesenheit hatte sich die neuinstallierte
Satellitenschüssel, unser Portal ins WorldWideWeb, wieder verabschiedet. Ein
Teil war durch gebrannt. Wir warten auf ein Ersatzteil aus Australien.
Nachdem sich die Jungs sich am Donnerstag verabschiedet
hatten kamen am Samstag Cynthia und Rudolf wieder, die zur Behandlung einer
schweren Krankheit nach Australien geflogen waren. Cynthia ist jetzt zum Glück
auf dem Weg der Besserung.
Am Freitag bevor die beiden zurückkamen richtete mein
Fitnessstudio eine Weihnachtsfeier aus. In der Bar des Bird of Paradies Hotels,
auf dessem Gelände sich der Fitnessraum befindet, trafen wir uns, ungefähr zehn
Leute. Typisch weihnachtlich wurde Sushi, Pizza und frittiert Shrimps gereicht.
Es gab freie Getränke und gute Gespräche. Ein schöner Abend.
Auch sonst ist PNG sehr weihnachtlich seit Anfang September
kann man im Radio immer öfter Jingle Bells hören, ein Lied das ja zum
Glück erst ab dem hundertsten Mal richtig schön ist.
Ein anderes Fest an dem ich teilnehmen durfte war das Erntedankfest der
UnitedChurch. Die UnitedChurch von Papua-Neuguinea entstand 1968 als sich die
London Missionary Society, die Presbyterinaer und die Methodisten von
Papua-Neuguinea zusammenschlossen. Sie ist eine der über hundert
unterschiedlichen Christlichen Kirchen in diesem Land. Sie gehört mit der
ev.-lutherischen, der katholischen und der anglikanischen Kirche zu den so
genannten MainlineChurches, und
betreibt als solche das MI mit. Rev. Gaudi, ein Mitarbeiter von mir
lud mich zum ThanksGiving ein und ich sagte natürlich nur zu gerne ja.
Es war ein großes Fest mit viel Essen, das geteilt wurde, mit Tanz und
Musik. Die Gemeinden der UnitedChurch setzt sich
hauptsächlich aus Menschen zusammen die aus dem Norden des Landes kommen, aus
dem Gebiet, das Briten missioniert hatten. Neben der des guten Essen und der
schönen Aufführungen bekam ich auch den lang ersehnten Herbsttag. Die Regenzeit
kündigt sich in Goroka an, der Himmel öffnete seine Schleusen. Statt aber die
Feierlichkeit enden zu lassen, tanzten und sangen die Menschen weiter und
dankten für den Regen.
Umgezogen bin ich auch von dem charmanten blauen Haus, das ich wohl
immer als mein erstes eigenes Haus im Herzen behalten werde, in eine Doppelhaushälfte,
die sich aber auch auf dem Gelände des MI befindet. Das neue Haus ist etwas
kleiner und etwas einfacher, das Leben in ihm genieße ich aber genauso. Bevor
wir einzogen hatte eine unserer Wachhündin unter dem neuen Haus Welpen
bekommen. Ein schönes Zeichen.
Ich glaube ich hatte in einem früheren Bericht schon einmal
angekündigt nach Finschhafen zu fahren, doch nun passiert es wirklich. Ich weiß
mittlerweile, dass man Papua-Neuguinea nicht umsonst The land of the
unexpected nennt, aber ich hoffe sehr stark,das es klappt. In Finschhafen
soll ich für das dortige Krankenhaus eine Website erstellen. Ich freu mich.
Janneke meine Mitfreiwillige wird da sein und mir wurde ein Trip auf eine
paradiesische Insel versprochen.
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