Freitag, 4. November 2011

Musik in Papua-Neuguinea


 Ich wurde kuerzlich gebeten fuer die Zeitung des NMZ einen Artikel ueber Musik in Papua-Neuguinea zuschreiben. Ich dachte es koennte vielleicht auch fuer die Leser meines Blogs interresant sein.

Liebe Gruesse 

Anton



Musik in Papua-Neuguinea

Schon in der vorkollionalen Zeit spielte Musik eine große Rolle in den vervielfältigen Kulturen Papua-Neuguineas. Die Musik war wichtiger Bestandteil von Ritualen und eine kraftvolle Ausdrucksform. Für die illiteraten Kulturen war die Musik ein starkes Band zu den Ahnen, die Lieder waren ihre Geschichtsbücher. Musik war meist ein Gruppenereignis, das einem besonderen Zweck diente. Die Dorfgemeinschaft traf sich zu Sing Sings um für Erfolg im Kampf oder eine reiche Ernte zu bitten, sie wurden aber auch als Einführungsritual für Jungen und Mädchen in die Gemeinschaft der Erwachsenen abgehalten. Da ihre Individuelle Art von Sing Sing auch genutzt wurde um sich von anderen Gruppen abzugrenzen existierten viele verschiedene Formen. Ein typisches Sing Sing beinhaltete Gesang und Tanz. Der Rhythmus entstand aus der Choregraphie, in dem zum Beispiel aufgestampft wurde. Es kamen aber auch Instrumenten zum Einsatz. Die Schlag- oder Blasinstrumente wurden von einigen Gruppen aus den Buschmaterialien der Umgebung gefertigt. Sie waren aber auch Tauschmittel und kamen auf Handelsrouten von Dorf zu Dorf.


Die christlichen Missionare, die ab der zweiten Hälfte des 19.Jahrhundert ins Land kamen, hatten auf die Musik, wie auf alle Aspekte der Kulturen von Papua-Neuguinea einen enormen Einfluss. Sie brachten neue Instrumente wie das Akkordeon oder die Mundharmonika ins Land. Die neue Musik bedrohte die ursprüngliche sofort. An einigen Orten war es verboten die traditionellen Lieder zu spielen, an anderen wurden sie freiwillig durch den sehr populären Gospel ersetzt, auch erste Mischung ergaben sich.

Mit den alliierten Soldaten, die während des zweiten Weltkriegs auf Neuguinea gegen die Japaner kämpften, kamen Gitarren ins Land. Sie sind heute nicht mehr wegzudenken. An nahezu jedem Ort findet sich eine Gitarre und jemand der sie zum klingen bringen kann. In der Nachkriegszeit wurden sehr viele string bands gegründet. Sie spielten Gitarre und sangen dazu in einer der über 700 in Papua-Neuguinea gesprochenen Sprachen. Auch die ersten Radiostationen spielten diese Musik.

Die Radiostationen spielen heute neben Gospelmusik hauptsächlich westlichen Pop, Rap und RnB. Diese Genres haben wohl aktuell den größten Einfluss auf die junge Musik. Viele junge Künstler versuchen aber auch traditionelle Klänge in ihre Musik einfließen zu lassen. Die Musik die früher genutzt wurde um sich von anderen Gruppen abzugrenzen kann heute eine Brücke sei. Menschen die aus verschiedensten Teilen des Landes in die Städte kommen, können von der Musik zusammen gebracht werden. Die aktuelle Musik, die man im Radio hört, enthält manchmal noch einige Wort der traditionellen Sprachen, ist aber sonst meist auf Englisch oder Tok Pisin. Tok Pisin wurde während der deutschen Kolonialherrschaft im Nord-östlichen Teil Neuguineas eingeführt um die Kommunikation zwischen den Arbeitern die aus allen Teilen des Landes kamen zu erleichtern. 
 
Auch die Lieder im Gesangbuch der evangelisch-lutherischen Kirche sind im Tok Pisin geschrieben. Musik spielt eine große Rolle im Gottesdienst. Es gibt eigentlich immer eine Gruppe Jugendlicher, die für die Musik im Gottesdienst verantwortlich ist. Meistens werden Gitarren eingesetzt, man kann aber auch Schlagzeuge oder Keyboards finden.

Es gibt Anstrengungen die Sing Sing-Kultur zu bewahren und sie als Touristenmangnet zu nutzen. Auf CulturalShows kommen Gruppen aus dem ganzen Land zusammen und können sich und ihre Kultur präsentieren. Bei der GorokaShow, einer der größten und ältesten Shows gibt es auch ein Preisgeld, das die beste Gruppe gewinnt. Einen rituellen Zweck erfühlen die Sing Sings auf den CulturalShows aber nicht und sind oft nicht mehr in der originalen Form.


Ein Sing Sing im Hochland Papua-Neuguineas
Auch die zwei Fernsehstationen des Landes haben Musik im Programm. Jeden Donnerstagabend werden auf EM-TV (dt. Das Fernsehen) Musikvideos gezeigt. Der Abend beginnt mit Amateurvideos, die jeder einschicken kann, danach werden im Kontrast professionelle Videos von Künstlern aus Ozeanien gezeigt. Ein Indikator für den Stellenwert der Musik in Papua-Neuguinea ist DigicelStars. Ein Format, wie Deutschland sucht den Superstar, das vom einem großen Mobilfunkunternehmen genutzt wird um sich und seine Tarife zu promoten. 
 
Die jungen Musiker von Papua-Neuguinea suchen ihren eigenen Platz zwischen der reichen Kultur der Vergangenheit, dem westlichen Einfluss und dem Wunsch mit Hilfe der Musik zu Erfolg und Anerkennung zu kommen. Stanley Mark (25) ist einer von ihnen. Er ist Sänger, Produzent und seine Musik hat ihn schon bis nach Australien gebracht.

Stanley was bedeutet Musik für dich?

Music makes the world go round! Music balances the world! Musik bedeutet mir alles und ich brauche sie. Sie macht mich glücklich, anders, einzigartig und sie bringt mich an Orte, die ich sehen möchte. Ich habe zum Beispiel schon an der Universität von Queensland in Brisbane gesungen.

Wer hat Einfluss auf deine Musik?

Ich bin ehrlich gesagt wenig von Musik aus Papua-Neuguinea beeinflusst. Ich höre, schreibe und mache Musik seit ich 14 bin. Besonders inspiriert haben mich die Back Street Boys, N-Sync, Nelly, Usher, Michael Jackson und Craig David. Ich wollte singen wie sie und mit der Zeit habe ich mich verbessert. 
 
Was glaubst du bedeutet Musik für Papua-Neuguinea?

In Papua-Neuguinea ist reich an traditioneller Musik und Lieder, die immer noch eine große Bedeutung für uns haben. Die Musik ist Teil unserer Einzigartigkeit. Das ist bei uns genauso wie in andern Ländern. Ich glaube, dass Musik viel für mein Land bewegen kann, global gesehen. Heute verbinden Künstler die traditionelle Musik mit westlichen Genres. (Rap, RnB, Rock, Pop) und machen ihre eigene Musik. Es gibt wirklich gute Stücke und dieser PNGMix beeinflusst unsere Gesellschaft schon heute. Wir müssen unsere Musik beschützen und verbessern. Ich zum Beispiel verbinde Rap und RnB mit Kundu-Trommel-Musik.

Was sind heute besonders wichtige Lieder in Papua-Neuguinea?

Besonders wichtig Songs sind „Oh Mama“ von Skwatas, „Education“ von Gedix und „Wanem taim bai yumi orait“ von mir.

 

Sänger und Produzent Stanley Mark

Musik ist für die Menschen in Papua-Neuguinea sehr wichtig. Sie verbindet zwischen der traditionellen Kultur und der Zukunft. Wenn die jungen Musiker wie Stanley traditionelle Elemente in ihre moderene Musik aufnehmen kann das zum Schutz der Kulturen beitragen.