Dienstag, 13. Dezember 2011

Der Superlativ von paradiesisch ist nicht am paradisischsten sondern Tami


Ich schreibe diesen Bericht im festlichen Schein von Kerzenlicht. Der Grund dafür ist nicht mein Wunsch nach weihnachtlicher Atmosphäre sondern die Stromversorgung in Papua-Neuguinea. Quasi das ganze Land ist von dem Strom aus einem Wasserkraftwerk abhängig. Sehr vorbildlich und umweltschonend  auf der einen Seite auf der anderen Seite ist das Kraftwerk ungefähr so zuverlässig wie ein Horoskop. Eigentlich gibt es jeden Tag Unterbrechungen in der Stromversorgung. Für die Büros haben wir deshalb, wie eigentlich alle Unternehmen, einen Generator, der mit Diesel angetrieben wird. Schade um die Nachhaltigkeit. Nach der Arbeit laden die Stromausfälle dann aber zur Gemütlichkeit ein.

In Finschhafen wo ich die letzten zwei Wochen verbracht habe gibt es solche Probleme nicht die ganze HounHalbinsel auf der Finschhafen liegt wird von einem Dieselkraftwerk versorgt. Gemütlich war es trotzdem.

Ich wurde gerufen um für das in Finschhafen gelegene Braun Memorial Hospital eine Website zu gestallten. Schöne Arbeit, sehr schöner Ort. Ich kann nur jedem wünschen, diesen Ort einmal zu sehen. Ich hatte glaube ich Madang schon paradiesisch genannt, aber ich glaube Finschhafen spielt in einer anderen Liga.
Während des zweiten Weltkriegs waren in Finschhafen große usamerikanische Militärbasen beheimatet. Eine Bombe, die in einen Flusslauf fiel erschuf einen Pool, in dessen kühlem Wasser man sich die durch das tropische Klima hervorgerufene Transpiranz abwaschen kann. Kokosnusspalmen gibt in so großer Zahl das die Menschen es leid sind das Fleisch einfach zu essen. Es wird lediglich das Wasser der jungen Kokosnüsse getrunken oder das Fleisch ausgescharbt und zu Kokosnussmilch gekockt. Hinter der Küste gibt es gleich einige Berge, von denen man einen unglaublichen Blick auf den Pazifik und die vorgelagerten Inseln hat.

Ich glaube das Braun ist eins der schönstgelegenen Krankenhäuser der Welt wenn ich Arzt wäre würde ich mich freuen dort zu arbeiten. Einige Ärzte und Schwestern waren aber trotz der schönen Landschaft während meiner nicht am Krankenhaus. Grund dafür ist die Sorge des Personals, das ein in der Provinzhauptstadt, Lae ausgebrochener Konflikt zwischen den ortsansässigen Menschen und den zugezogenen Hochländern. Die aus der MorobeProvinz kommenden Menschen machen die Menschen aus dem Hochland für die unsichere Lage in ihrer Stadt verantwortlich. Es kam zu einigen tötlichendenden Auseinandersetzungen. Als ich in Lae war wirkte, die Lage aber schon wieder recht ruhig. Auf den Straßen war wenig los und wir bewegten uns nur im Auto durch die Stadt, das war auch vor dem Aufbrechen des Konfliktes, die einzige sichere Art der Vortbewegung in der Hafenstadt.

Oh, Strom kommt wieder. Licht an, Kerzen aus. Puh, das war genug Atmosphäre.

Auch wenn die Lage ruhiger scheint ist das hochländische Personal des Krankenhaus bis jetzt nicht zurückgekehrt und wird wohl auch erst nach dem Weihnachtsurlaub zurückkommen. Die sieben Stationen des Krankenhaus werden derweil von der Hälfte des Personals bedient. Schien aber trotzdem zu laufen.

Von den sieben Stationen, des 1958 gegründeten Krankenhauses, ist eine für Männer, eine für Frauen, eine für Kinder, eine für Entbindung, zwei für Tuberkulose und eine zur Entlastung, falls einer der anderen Stationen die Betten ausgehen. Auf den Stationen, die nicht spezifisch für eine Krankheit sind liegen Patienten mit den unterschiedlichsten in einem 20BettenSaal. Es kann zum Beispiel ein Mann mit einem gebrochenem Arm neben einem mit einer Lungenentzündung und neben einem mit einer Geschlechtskrankheit liegen.
Für die Versorgung der Kranken sind die Familien verantwortlich. Auf dem Krankenhausgelände gibt es für die Angehörigen Möglichkeiten zu kochen, sich  zu waschen und zu schlafen. Die pflegende Familien sind verpflichtet sich neben ihren Lieben auch um das Gelände das Krankenhauses zu kümmern so wirkt es sehr gepflegt.

Ich wurde während meines Aufenthalts von Hannes und Sigrid, einer deutschen Ärztin und ihrem Mann sehr gut verpflegt. Sie genießen die schöne Landschaft in Finschhafen schon seit einigen Jahren, so erklärt sich vielleicht ihre Freundlichkeit. Auch Janneke habe ich wieder getroffen, sie hat für vier Monate auf der Kinderstation des Krankenhauses gearbeitet. Sie fährt, weil ihr Programm nur für vier Monat angelegt war, schon wieder nach Hause wenn ihr sie in Deutschland trefft seit nett zu ihr es ist sicher nicht leicht PNG zu verlassen.

In meinen Landschaftbeschreibungen gehen mir langsam die Superlative aus. Aber TamiIsland ist für mich noch eine Steigerung dessen was ich sonst in Finschhafen sah. Einfach unbeschreiblich. Eine kleine Inselgruppe, die sich wie auch das bergige Hinterland durch das tektonischbedingte Indiehöhewachsen von Koralenriffen entstand, und heute circa 400 Menschen beheimatet. Es gibt nicht wirklich viel um das man sich Sorgen kann. Die Fische springen quasi in den Mund. Ich hab die zwei Tage die wir auf kleinen Insel verbracht haben damit verbracht eine Sandburg zu bauen. Nach und nach habe ich dem Pazifik Land abgerungen und damit versucht der von Platz- und Nahrungsmangel bedrohten Bevölkerung etwas zu helfen.
 Es scheint als gäbe es auch an sorglosen Orten Sorgen.
Am Ende ist das Boot, das uns abholte über meine, auch künstlerisch sehr wertvolle, Befestigungsanlage gefahren. Vielleicht wusste der Fahrer einfach nicht wohin mit seiner Dankbarkeit.

Habt ihr mitbekommen, dass am 1.Dezember WeltAidsTag war? In Deutschland habe ich das nie so recht mitbekommen. In PNG war das groß. Schon eine Woche vorher waren an vielen Gebäuden Aidsschleifen zu sehen. Die offizielle Aidsrate in PNG ist zwar noch vergleichsweise niedrig. Die allgemeine Bereitschaft sich testen zu lassen ist aber relativ gering. Auf der Veranstaltung, die auf dem Sportfest des Braun stattfand, war außerdem die Rede von einem relativ sorglosen Sexleben und eine unvorstellbar hohe Zahl von Vergewaltigungen so das eine wesentlich höhere Ansteckungsrate vermutet werden muss.
Mit Spielen wurden vor allem Kinder über die Krankheit aufgeklärt. Verschiedene Gesundheitsorganisationen hatten ihre Zelte aufgeschlagen. Und weil alle versammelt waren wurde auch eine andere Schlechtigkeit behandelt. Zehn Verbrecher, die sich die Hände bei Raubüberfällen dreckig gemacht hatten, wurden nach Abgabe ihrer selbstgebauten Gewehre freigesprochen. Der Staat erkennt an, dass die ausweglose Situation in der diese Männer sich befanden, ihnen keine andere Wahl ließ. Für mich eine eigentlich sehr gute Sache, ich bin mir bloß nicht sicher um die Wege, die diesen Männern nach diesem Tag ausgeschildert wurden.


Nach zwei wirklich beeindruckenden Wochen in Finschhafen kam ich am Freitag nach Goroka zurück und ich kann sagen, dass sich das Einfahren entlang des Flugfeldes sich ähnlich anfühlt wie die Fahrt über die Elbbrücken. Es war ein schönes Nachhausekommen. Obwohl Rudolf, mit dem ich von Lae gekommen war, und ich relativ spät auf den Hof des MI rollten waren fast alle Kollegen da. Sie bereiteten das für den nächsten Tag anstehende Weihnachtsfest vor.
Rudolf und Cynthia hatten aus Dankbarkeit über die Unterstützung während Cynthias Krankheit ein Schwein zur Verfügung gestellt alle anderen bereiteten Beilagen vor. Als ich ankam lebte das Schwein noch. Wenig später war es schon unter der Erde, nicht um die letzte Ruhe zu finden sondern um von kochendheißen Steinen gegart zu werden. Ein Mumu. Bis in die frühen Morgenstunden hielten wir Wache an der steinigen Ruhestätte. Neben dem Schwein bargen wir auch Süßkartoffeln und Blattgemüse, ich fühlte mich wie Carter beim Ausheben einer bedeutenden Grabkammer.  
Das Fest war auch sehr schön. Die Tische gaben dem Gewicht der Speisen fast nach entschieden sich dann im Angesicht, der Schönheit dieser aber doch dazu die Zähne zusammen zu beißen. Ich habe keinen kleinen Magen und wenn es darum geht neues zu probieren kann ich beim Essen unglaubliche Kräfte entwickeln, aber ich habe es nicht geschafft alle Köstlichkeiten zu kosten.

Ich wünsche euch allen eine ähnlich üppige Weihnachtszeit und so viele liebe Menschen zum teilen.    

Mittwoch, 23. November 2011

Hoch Hinaus


Kennt ihr das Gefühl wenn ihr alles was ihr seht festhalten wollt, jeder Augenblick ein Foto wert wäre und euch in einem dieser Momente die Kamera den Dienst versagt.

So fühlte ich mich am Mt.Wilhelm. Zum Glück hatten zwei meiner Begleiter Kameras dabei und die Landschaft, die ich mit meinen Beschreibungen wahrscheinlich nur beleidigen kann, konnte digital verewigt werden.

Am Morgen des vergangen Samstag machte sich das Expeditionsteam auf den Weg nach Cimbu, die Hochlandprovinz mit dem höchsten Punkt PNGs. Teilnehmer waren außer mir, Vincent und Steven. Vincent ist ein Neffe von Cynthia. Die Jungs haben ein paar Wochen bei uns in Goroka verbracht, der Mount war ihr abschließender Höhepunkt bevor sie nach Australien reisten.
Als Expeditionsleiter hatten wir Joseph angeheuert, er ist am Fuße des Mt.Wilhelm geboren, spricht die Sprache der dort lebenden Menschen und war schon einige Male ganz oben in PNG.

In einem PMV (PublicMotorVehicle) ließen wir Goroka westwärts hinter uns. Innerhalb von zwei Stunden waren wir in der Hauptstadt Cimbus, Kundiawa. Die Stadt, die als zwielichtig gilt zeigte sich uns von ihrer süßen Seite. Während Joseph einen Auto organisierte, das uns in die Berge transportieren würde, saßen wir Heißgetränke schlürften in der wohl besten Konditorei der Südlichen Hemisphere und schlugen uns den Bauch mit Torte voll.

Auf dem zweiten Streckenabschnitt wurde das Verzehrte zu einem Tanz aufgefordert. Auf der gutbesetzten Ladefläche eines Pickups hoppelten wir eine Passstraße hoch, die ungefähr so gut ausgebaut war wie die Straße in den Sülfelder Tannen. Die Fahrt erinnerte mich an den Flugsimulator auf dem Dom. Víer Stunden wären da wahrscheinlich wesentlich teurer gewesen und und so nette Gespräche wie auf der Ladefläche habe ich im Flugsimulator noch nicht gehabt. Gut geschüttelt kamen wir also nach vier Stunden an der letzten Station vor der felsigen Wildnis an. Eine Dorf mit einer katholischen Mission. Eigentlich hatten wir geplant in einem der missionseigenen Gästehäuser zu übernacht, die waren leider ausgebucht. Wie Maria und Joseph in der Weihnachtsgeschichte zogen wir also weiter. Auch an der Tür der nächsten Herberge wurden wir abgewiesen. Immer weiter stiegen wir den steilen Weg, der zum Aufstiegspfad führt, hinauf. Ich hätte mich auf jeden Fall zu irgendwelchen Ochsen gelegt, aber da tauchte ein letztes Haus aus dem dichter werdenden Nebel auf. Wir hatten Glück, fanden einen Schlafplatz und eine warme Mahlzeit. Zum Nachtisch wurden Erdbeeren serviert, sie wachsen in der Umgebung. Wir schliefen früh, am nächsten morgen wollten wir früh zum Basislager aufbrechen. Dem drohendem Regen davonlaufen.

Als wir uns am frühen Morgen auf den Weg machten vermochten die Sonnenstrahlen nicht die immer noch dicke Nebelwand zu durchdringen, Blicke in die Landschaft blieben uns erstmal verwehrt. Der Weg führte anfangs durch einen dichten Wald, er war komfortabel mit Holzplanken bestückt und so lange man nicht in eine Pfütze trat sehr gemütlich.
Aus dem Urwald kamen wir in das Gebiet in dem damals wahrscheinlich „In einem Land vor unserer Zeit“ gedreht wurde. Ich weiß, dass das ein Zeichtrickfilm war aber ich hatte das Gefühl das jeder Zeit ein Dinosaurier hinter einem der Farngewächse hervor kommen könnte. In dieser Steppenlandschaft gab es quasi keinen Anstieg und wenn kam man an herrschaftlichen Wasserfällen vorbei. In den zwei Stunden die wir durch diese Landschaft wanderten zeigte sich uns leider kein urzeitliches Ungetüm.

Davon beruhigt machten wir es uns im Basislager gemütlich. Es gab Reis und Bohnen, die wir uns mit Blick auf einen kristallklaren, eiskalten See schmecken ließen. Wenn Ihr den Sean Penn-Film „Into the Wild“ gesehen habt. Der Protagonist hätte auch an diesem Ort, die Einsamkeit gefunden, die er in Alaska suchte. Ohne Bären.
Als die Wolken und der Nebel sich im Laufe des Nachmittags verzogen. Zeigten sich uns zum ersten mal die Berge, in denen wir am kommenden Morgen herumsteigen wollten. Monumentale Riesen, wunderschön und einschüchternd.
Der Gipfel des Mt,Wilhelm war noch nicht zu sehen und es erschien mir schon sehr gewaltig.
Ohne die Schlafsäcke, die wir daheim gelassen hatten war die Nacht erbärmlich kalt. Geschlafen hatte ich wenig als wir um zwei das Haus am See hinter uns ließen. Müdigkeit fühlte ich aber nicht als wir, durch die Dunkelheit bergauf stiegen. Die Umgebung die ich ausmachen konnte wirkte unwirtlich und schroff. Das Geräusch von rauschendem Gestein kam mir noch nie so bedrohlich vor. Es gab Passagen an denen ich wirklich fürchtete abzurutschen.

Aber wir schafften es ohne große Zwischenfälle zum Gipflel. Gerade rechtzeitig, kurz vor 6, die Sonne ging gerade auf. Es bot sich uns ein wirklich schöner, wenn auch durch Wolken etwas verschleierter Blick. Während der letzten Meter, der 4509 Metern sah man immer wieder Eis, auf der Spitze hielten wir es nicht länger als eine viertel Stunde aus.



Der Rückweg glich einem Gewaltmarsch. Den Weg den wir auf dem Hinweg in zwei Tagen bewältigt hatten liefen wir nun einem halben. Wir hatten uns vor genommen im Tal einen Bus zu erreichen und noch heute nach Goroka zurück zu kehren. Der Weg wirkte bei Tageslicht ganz anders als bei Dunkelheit. Erst dachte ich wir würden einen anderen Weg herabsteigen. Dann kamen wir aber  wieder an den gleichen Orten wie auf dem Hinweg vorbei.
Die einzige Rast des Rückwegs machten wir um unsere Rucksäcke aufzulesen, die wir im Basislager zurückgelassen hatten. Als wir um 13 Uhr den Ort erreichten an dem uns der Pick-up auf dem Hinweg rausgelassen hatte,schien es so als seien für heute alle Transporte in die Stadt abgefahren. Viele Leute, die wir nach einem möglichen Transport fragten boten uns stattdessen einen Schlafplatz an. Ich hätte ihn nur zu gerne angenommen. Die Jungs aber sollten in zwei Tagen von Goroka nach Australien fliegen. Also zogen wir weiter. Die Straße entlang auf der Suche nach jemandem, der uns mitnehmen würde.  Drei Jungs, die wir unterwegs trafen, hatten gehört, dass von der nächsten Missionstation noch ein Gemüsetransport nach Kundiawa gehen sollte. Sie spurteten los und schafften es tatsächlich, den Wagen aufzuhalten. Vielen Dank an dieser Stelle.
Der Fahrer erklärte sich dann sogar bereit uns ganz bis nach Goroka mitzunehmen. An Zwiebeln und Kohl geschmiegt konnte ich aber auf Grund des halsbrecherischen Fahrstil des Gemüsetransporters keinen Schlaf finden.
Auch die letzte Etappe des Rückwegs legten wir so in einem Bruchteil der Zeit zurück die wir auf dem Hinweg benötigt hatten. In Goroka drückte ich meine Bettdecke wie einen alten Freund und schlief wenige Augenblicke später ein.

Während meiner Abwesenheit hatte sich die neuinstallierte Satellitenschüssel, unser Portal ins WorldWideWeb, wieder verabschiedet. Ein Teil war durch gebrannt. Wir warten auf ein Ersatzteil aus Australien. 

Nachdem sich die Jungs sich am Donnerstag verabschiedet hatten kamen am Samstag Cynthia und Rudolf wieder, die zur Behandlung einer schweren Krankheit nach Australien geflogen waren. Cynthia ist jetzt zum Glück auf dem Weg der Besserung.

Am Freitag bevor die beiden zurückkamen richtete mein Fitnessstudio eine Weihnachtsfeier aus. In der Bar des Bird of Paradies Hotels, auf dessem Gelände sich der Fitnessraum befindet, trafen wir uns, ungefähr zehn Leute. Typisch weihnachtlich wurde Sushi, Pizza und frittiert Shrimps gereicht. Es gab freie Getränke und gute Gespräche. Ein schöner Abend.
Auch sonst ist PNG sehr weihnachtlich seit Anfang September kann man im Radio immer öfter Jingle Bells hören, ein Lied das ja zum Glück erst ab dem hundertsten Mal richtig schön ist.

Ein anderes Fest an dem ich teilnehmen durfte war das Erntedankfest der UnitedChurch. Die UnitedChurch von Papua-Neuguinea entstand 1968 als sich die London Missionary Society, die Presbyterinaer und die Methodisten von Papua-Neuguinea zusammenschlossen. Sie ist eine der über hundert unterschiedlichen Christlichen Kirchen in diesem Land. Sie gehört mit der ev.-lutherischen, der katholischen und der anglikanischen Kirche zu den so genannten MainlineChurches, und betreibt als solche das MI mit. Rev. Gaudi, ein Mitarbeiter von mir lud mich zum ThanksGiving ein und ich sagte natürlich nur zu gerne ja.
Es war ein großes Fest mit viel Essen, das geteilt wurde, mit Tanz und Musik.  Die  Gemeinden der UnitedChurch setzt sich hauptsächlich aus Menschen zusammen die aus dem Norden des Landes kommen, aus dem Gebiet, das Briten missioniert hatten. Neben der des guten Essen und der schönen Aufführungen bekam ich auch den lang ersehnten Herbsttag. Die Regenzeit kündigt sich in Goroka an, der Himmel öffnete seine Schleusen. Statt aber die Feierlichkeit enden zu lassen, tanzten und sangen die Menschen weiter und dankten für den Regen.

Umgezogen bin ich auch von dem charmanten blauen Haus, das ich wohl immer als mein erstes eigenes Haus im Herzen behalten werde, in eine Doppelhaushälfte, die sich aber auch auf dem Gelände des MI befindet. Das neue Haus ist etwas kleiner und etwas einfacher, das Leben in ihm genieße ich aber genauso. Bevor wir einzogen hatte eine unserer Wachhündin unter dem neuen Haus Welpen bekommen. Ein schönes Zeichen.        

Ich glaube ich hatte in einem früheren Bericht schon einmal angekündigt nach Finschhafen zu fahren, doch nun passiert es wirklich. Ich weiß mittlerweile, dass man Papua-Neuguinea nicht umsonst The land of the unexpected nennt, aber ich hoffe sehr stark,das es klappt. In Finschhafen soll ich für das dortige Krankenhaus eine Website erstellen. Ich freu mich. Janneke meine Mitfreiwillige wird da sein und mir wurde ein Trip auf eine paradiesische Insel versprochen.                       

Freitag, 4. November 2011

Musik in Papua-Neuguinea


 Ich wurde kuerzlich gebeten fuer die Zeitung des NMZ einen Artikel ueber Musik in Papua-Neuguinea zuschreiben. Ich dachte es koennte vielleicht auch fuer die Leser meines Blogs interresant sein.

Liebe Gruesse 

Anton



Musik in Papua-Neuguinea

Schon in der vorkollionalen Zeit spielte Musik eine große Rolle in den vervielfältigen Kulturen Papua-Neuguineas. Die Musik war wichtiger Bestandteil von Ritualen und eine kraftvolle Ausdrucksform. Für die illiteraten Kulturen war die Musik ein starkes Band zu den Ahnen, die Lieder waren ihre Geschichtsbücher. Musik war meist ein Gruppenereignis, das einem besonderen Zweck diente. Die Dorfgemeinschaft traf sich zu Sing Sings um für Erfolg im Kampf oder eine reiche Ernte zu bitten, sie wurden aber auch als Einführungsritual für Jungen und Mädchen in die Gemeinschaft der Erwachsenen abgehalten. Da ihre Individuelle Art von Sing Sing auch genutzt wurde um sich von anderen Gruppen abzugrenzen existierten viele verschiedene Formen. Ein typisches Sing Sing beinhaltete Gesang und Tanz. Der Rhythmus entstand aus der Choregraphie, in dem zum Beispiel aufgestampft wurde. Es kamen aber auch Instrumenten zum Einsatz. Die Schlag- oder Blasinstrumente wurden von einigen Gruppen aus den Buschmaterialien der Umgebung gefertigt. Sie waren aber auch Tauschmittel und kamen auf Handelsrouten von Dorf zu Dorf.


Die christlichen Missionare, die ab der zweiten Hälfte des 19.Jahrhundert ins Land kamen, hatten auf die Musik, wie auf alle Aspekte der Kulturen von Papua-Neuguinea einen enormen Einfluss. Sie brachten neue Instrumente wie das Akkordeon oder die Mundharmonika ins Land. Die neue Musik bedrohte die ursprüngliche sofort. An einigen Orten war es verboten die traditionellen Lieder zu spielen, an anderen wurden sie freiwillig durch den sehr populären Gospel ersetzt, auch erste Mischung ergaben sich.

Mit den alliierten Soldaten, die während des zweiten Weltkriegs auf Neuguinea gegen die Japaner kämpften, kamen Gitarren ins Land. Sie sind heute nicht mehr wegzudenken. An nahezu jedem Ort findet sich eine Gitarre und jemand der sie zum klingen bringen kann. In der Nachkriegszeit wurden sehr viele string bands gegründet. Sie spielten Gitarre und sangen dazu in einer der über 700 in Papua-Neuguinea gesprochenen Sprachen. Auch die ersten Radiostationen spielten diese Musik.

Die Radiostationen spielen heute neben Gospelmusik hauptsächlich westlichen Pop, Rap und RnB. Diese Genres haben wohl aktuell den größten Einfluss auf die junge Musik. Viele junge Künstler versuchen aber auch traditionelle Klänge in ihre Musik einfließen zu lassen. Die Musik die früher genutzt wurde um sich von anderen Gruppen abzugrenzen kann heute eine Brücke sei. Menschen die aus verschiedensten Teilen des Landes in die Städte kommen, können von der Musik zusammen gebracht werden. Die aktuelle Musik, die man im Radio hört, enthält manchmal noch einige Wort der traditionellen Sprachen, ist aber sonst meist auf Englisch oder Tok Pisin. Tok Pisin wurde während der deutschen Kolonialherrschaft im Nord-östlichen Teil Neuguineas eingeführt um die Kommunikation zwischen den Arbeitern die aus allen Teilen des Landes kamen zu erleichtern. 
 
Auch die Lieder im Gesangbuch der evangelisch-lutherischen Kirche sind im Tok Pisin geschrieben. Musik spielt eine große Rolle im Gottesdienst. Es gibt eigentlich immer eine Gruppe Jugendlicher, die für die Musik im Gottesdienst verantwortlich ist. Meistens werden Gitarren eingesetzt, man kann aber auch Schlagzeuge oder Keyboards finden.

Es gibt Anstrengungen die Sing Sing-Kultur zu bewahren und sie als Touristenmangnet zu nutzen. Auf CulturalShows kommen Gruppen aus dem ganzen Land zusammen und können sich und ihre Kultur präsentieren. Bei der GorokaShow, einer der größten und ältesten Shows gibt es auch ein Preisgeld, das die beste Gruppe gewinnt. Einen rituellen Zweck erfühlen die Sing Sings auf den CulturalShows aber nicht und sind oft nicht mehr in der originalen Form.


Ein Sing Sing im Hochland Papua-Neuguineas
Auch die zwei Fernsehstationen des Landes haben Musik im Programm. Jeden Donnerstagabend werden auf EM-TV (dt. Das Fernsehen) Musikvideos gezeigt. Der Abend beginnt mit Amateurvideos, die jeder einschicken kann, danach werden im Kontrast professionelle Videos von Künstlern aus Ozeanien gezeigt. Ein Indikator für den Stellenwert der Musik in Papua-Neuguinea ist DigicelStars. Ein Format, wie Deutschland sucht den Superstar, das vom einem großen Mobilfunkunternehmen genutzt wird um sich und seine Tarife zu promoten. 
 
Die jungen Musiker von Papua-Neuguinea suchen ihren eigenen Platz zwischen der reichen Kultur der Vergangenheit, dem westlichen Einfluss und dem Wunsch mit Hilfe der Musik zu Erfolg und Anerkennung zu kommen. Stanley Mark (25) ist einer von ihnen. Er ist Sänger, Produzent und seine Musik hat ihn schon bis nach Australien gebracht.

Stanley was bedeutet Musik für dich?

Music makes the world go round! Music balances the world! Musik bedeutet mir alles und ich brauche sie. Sie macht mich glücklich, anders, einzigartig und sie bringt mich an Orte, die ich sehen möchte. Ich habe zum Beispiel schon an der Universität von Queensland in Brisbane gesungen.

Wer hat Einfluss auf deine Musik?

Ich bin ehrlich gesagt wenig von Musik aus Papua-Neuguinea beeinflusst. Ich höre, schreibe und mache Musik seit ich 14 bin. Besonders inspiriert haben mich die Back Street Boys, N-Sync, Nelly, Usher, Michael Jackson und Craig David. Ich wollte singen wie sie und mit der Zeit habe ich mich verbessert. 
 
Was glaubst du bedeutet Musik für Papua-Neuguinea?

In Papua-Neuguinea ist reich an traditioneller Musik und Lieder, die immer noch eine große Bedeutung für uns haben. Die Musik ist Teil unserer Einzigartigkeit. Das ist bei uns genauso wie in andern Ländern. Ich glaube, dass Musik viel für mein Land bewegen kann, global gesehen. Heute verbinden Künstler die traditionelle Musik mit westlichen Genres. (Rap, RnB, Rock, Pop) und machen ihre eigene Musik. Es gibt wirklich gute Stücke und dieser PNGMix beeinflusst unsere Gesellschaft schon heute. Wir müssen unsere Musik beschützen und verbessern. Ich zum Beispiel verbinde Rap und RnB mit Kundu-Trommel-Musik.

Was sind heute besonders wichtige Lieder in Papua-Neuguinea?

Besonders wichtig Songs sind „Oh Mama“ von Skwatas, „Education“ von Gedix und „Wanem taim bai yumi orait“ von mir.

 

Sänger und Produzent Stanley Mark

Musik ist für die Menschen in Papua-Neuguinea sehr wichtig. Sie verbindet zwischen der traditionellen Kultur und der Zukunft. Wenn die jungen Musiker wie Stanley traditionelle Elemente in ihre moderene Musik aufnehmen kann das zum Schutz der Kulturen beitragen.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Ich habe das Paradies gesehen



Jedenfalls sah es in Madang so aus, dass man es mit dem Wort paradiesisch beschreiben koennte. Ein Resort direkt an der Küste des türkisglänzenden Pazifiks, vorgelagert einige Insel, die die Frage aufwarfen welche drei Dinge man wohl mitnehmen wuerde wenn man auf ihnen ausgesetzt wuerde. Außerdem musste man darauf achten nicht unter einer Kokospalme zu sitzen, da man von den reifen Früchten getroffen werden könnte und es gab drei Mal am Tag Frittiertes.

Neben diesen Annehmlichkeiten stand der Austausch mit den anderen ev.-lutherischen Mitarbeitern, die aus Deutschland nach Papua-Neuguinea gekommen sind, im Vordergrund. Insgesamt leben und arbeiten zur Zeit circa 50 deutsche Lutheraner hier. Die meisten davon sind vom bayrischen Missionswerk „Mission Eine Welt“ ausgesandt, sechs sind wie ich mit dem NMZ hier und zwei mit dem Leipziger Missionswerk. Mit den verschieden Berufen, die von uns hier im Land ausgeübt werden, könnte man eine Jobmesse organisieren. Es gibt Voluntäre, Pastoren, Lehrer, Piloten, Ärzte, Medienleute, Experten für Humanressourcen und deren Kinder.
Und um diese habe ich mich mit den anderen jungen Freiwilligen gekümmert. Neben Janneke, Niels und mir gibt es im Moment noch zwei Freiwillige aus Bayern, zwei weitere warten in Deutschland auf ihre Visa.

Nach den sechs Tagen muss ich wohl von der Frucht der Einsicht genascht haben.

Wenn man zu lange an einem schoenen Ort verweilt besteht die Gefahr den Blick fuer seine Schoenheit zu verlieren. Dass wollte ich nicht riskieren und auch das Klima, das dem in einer finnischen Sauna glich, lies mich am Ende auf die Rueckkehr, in das fruehlingshafte Goroka, freuen. Fuer die Schoenheit dieses Ortes bin ich zum Glueck noch nicht blind.

Am MI gibt es zur Zeit kein Internet. Mitte des Monats soll es mit einer neuen Satellitenschüssel zurückkommen. So ruht meine mit dem Internet verbundene Arbeit. Aber es gibt zum Glück genug andere Aufgaben die erledigt werden wollen. Am letzten Freitag war ich mit den Kollegen aus dem Publications Department auf einer Messe, die von dem Institute of Medical Research (IMR) ausgetragen wurde. Das in Goroka ansässige Institute lud alle anderen Institutionen, die in hier arbeiten und sich mit Gesundheit befassen ein sich an ihrem Open Day zu beteiligen. Das MI qualifizierte sich durch Publikationen über Aids und Behinderungen.
Am morgen kamen sehr viele Schulkinder, so war es eine sehr lebendige Messe. Am Nachmittag hatte ich dann auch die Chance die Stände zu besichtigen und mich über die Arbeit anderer Organisationen zu informieren.

Gestern zeigte mir Stanley noch eine weitere wichtige Institution in Goroka.
Wie einst das Kapitol ueber Rom trohnt ein Gebäude auf einem der Hügel Gorokas und scheint auf die Stadt herunterzublicken. Es ist das neue Studentinwohnheim der Universität. Ein architektonisch modernes Gebäude, das wie so viele neue Gebäude in Papua-Neuguinea von einer chinesischen Baufirma realisiert wurde. Es wirkte für mich wie der gesamte Campus, als befaende sich auf dem Huegel eine andere Welt. Es gibt eine riesige Bücherei, von der mir erzählt wurde sie sei die größte in der südlichen Hemisphere, ich weiß nicht ob das stimmt. Die Bücherei ist im Eingangsbereich mit wunderschönen Schnitzereien geschmückt, die das Leben in Papua-Neuguinea zeigen, innen sind neben den vielen Buechern wirklich gelungene Werke von Kunststudenten ausgestellt. Nebenan wird gerade eine Konzerthalle fertig gestellt, die sich nicht schämen müsste, wenn sie in einer europäischen Stadt stehen würde. Stanley erzählte mir, dass auch für die Männer, die zur Zeit noch in einfachen Wohneinheiten leben und den Komplex der Frauen, wie in Papua-Neuguniea ueblich, nicht einmal betreten duerfen, moderne Quartiere geplant sind.
Ich bin mir nicht sicher, was ich von dem Campus halten soll. Einerseits glaube ich, dass Bildung für Entwicklung das Wichtigste ist und dass ein gut ausgebildeter Universitätsabgänger die Entwicklung voranbringen und vielen anderen Bildung ermöglichen kann. Aber ich weiß nicht ob es nötig ist, dass Studenten in einer Umgebung studieren, die sich von der Aussenwelt total unterscheidet. In Papua-Neuguinea wo Bildung noch nicht kostenlos ist, haette das Geld auch genutzt werden koennen um Schulgeld zu bezahlen, um Unterrichtsmaterial zu kaufen oder ein neues Schulhaus.
Naja.
Im Rahmen des Treffens in Madang wurde mir angeboten nach Finschhafen zu kommen, wo es ein lutherisches Krankenhaus gibt, um für dieses eine Webseite aufzubauen. Ich komm also wieder ein bisschen weiter herum in diesem schönen Land und werde mich auch mit Janneke wiedertreffen, die dort arbeitet.

Ich hoffe, dass es auch Euch gut geht, ich vermisse Euch und wuerde Euch goennen, dass auch ihr PNG kennen lernt.

Dienstag, 27. September 2011

Was für eine Wahnsinnsshow


Jetzt bin ich schon über einen Monat hier und laufe immer noch durch die Gegend wie ein Kind, das zum ersten Mal auf einem Rummelplatz ist.
Immer noch bekomme ich vor staunen die Augen nicht zu und möchte jede Attraktion ausprobieren. Und es gibt wirklich wahnsinnig viele.

In meinem vorherigen Schreiben hatte ich angekündigt, dass ich eventuell zum Gipfelstürmer avancieren würde. Diese Ambition musste ich vorerst begraben.
Seit der letzten Woche nehme ich nämlich an einem vom MI ausgerichteten PNG-Orientierungskurs teil. Hier wird die melanesiche Kultur von fachlich geschulten Referenten vorgestellt, wir unterhalten uns über sie und folgen Filmvorführungen.
Mit dem Wissen, das ich mir in den letzten Tagen angeeignet habe, werde ich vielleicht doch noch Ethnologe. Obwohl ich in der letzten Woche die Zulassung für das Stadtplanungsstudium in Hamburg bekommen habe und somit nächstes Jahr bevorzugt behandelt werde.
Karriere: Check

Den Kurs besuche ich mit einer Gruppe österreichischer Freiwilliger. Trotz der Sprachbarriere kommen wir gut mit einander aus. Ein Glück, dass ich interkulturell geschult bin.

Eine kulturelle Schule war auch die GorokaShow.
Im Grunde ist sie vergleichbar mit dem deutschen Bundesvisionsongcontest. Gesang- und Tanzgruppen aus allen Provinzen des Landes stellen etwas vor, es gibt viel nackte Haut und am Ende wird ein Gruppe zur besten gekürt.
Genauer beobachtet ist die GorokaShow meiner Meinung aber wesentlich wertvoller, denn die vielen verschieden Kulturen und Traditionen Papua-Neuguineas sind von dem Streben nach einem westlichen Lebensstil, der durch Medien transportiert wird, bedroht. So glaube ich, dass es wichtig ist, dass diese Traditionen geehrt werden und auch von jungen Leuten geübt werden.
Neben den Tanzgruppen gab es auch einige Verkaufsstände. Es wurden die typischen lokalen Produkte und Handwerkskunst angeboten.
Aber ich fand auch einen kleinen Apfelbaum. Man wünscht sich ja immer, dass etwas von seinem Freiwilligendienst von Dauer ist und Früchte trägt.

In meinen letzten Berichten hatte ich immer wieder über das leckere Essen berichtet. Jetzt bin ich Mitglied im FitnessClub von Goroka.

In der kommenden Woche werde ich Janneke und Niels wiedertreffen, sie kommen für ein NMZ Treffen nach Goroka und ich freue mich schon ihnen mein neues Zuhause zu zeigen.
Danach fahren wir gemeinsam an die Küste wo in Madang ein Treffen aller in PNG eingesetzten deutschen evangelisch-lutherischen Missionaren und Freiwilligen stattfinden wird.

Samstag, 10. September 2011


Ich  komme gerade aus dem Gottesdienst zurück. Eine schöne Sache.
Der Gottesdienst ging zwei Stunden.
Manch einer mag denken, dass das ja eine wirklich lange Zeit sei und ich muss gestehen, dass ich das in Deutschland nicht anders bewerten würde. Aber die Gottesdienste in der St.Paul Kirche sind für mich nicht bloß Religionsunterricht, sondern auch Sprach- und Kulturunterricht. Nach dem Gottesdienst wird noch zusammengestanden und erzählt. Ich wurde so mit einigen örtlichen Menschen bekannt und sie mit mir, denn wie angekündigt musste ich mich vor versammelter Gemeinde vorstellen. Ich muss gestehen ich war noch kein ganz selbstbewusster Pidginredner und war entsprechend aufgeregt. Aber ich glaube ich habe meine Sache ganz anständig gemacht. Zumindestens  wurde ich anschließend von so vielen Menschen herzlich willkommen geheißen wie ich es sonst nur von Eisverkäufern an heißen Tagen kenne.

Apropos Eis: habe ich schon von dem Essen erzählt? :) Ich esse sehr gut.
Am letzten Samstag habe ich zusammen mit meinem Arbeitskollegen Stanley SacSac zubereitet. SacSac ist eine Art Mehl, das mit Ei vermengt wird. Diese Mixtur haben wir dann in selbstextrahierter Kokosmilch gekocht oder in einer Pfanne gebraten. Dazu gab es in Kokosmilch gekochte Bananen und frisches Gemüse.

Zum Kricket spielen bin ich leider noch nicht gekommen. Aber ich habe das erste Rugbyspiel meines Lebens verfolgt. Rugby ist in PNG Nationalsport und das örtliche Team so etwas wie der FC Bayern. Vor den Play-Offs stehen die Goroka Lahanies (Paradiesvögel) auf dem ersten Platz der nationalen Rugbyliga.
Ich glaube nachdem Motto „support your local team“ werde ich im kommenden Jahr wohl zum Erfolgsfan.
Wie ich feststellen musste erregt Rugby in Deutschland nicht die Aufmerksamkeit, die es verdient. Das Spiel war sicher nicht von höchster Weltklasse, aber es war von Einsatz geprägt und wenn man eine gewisse Zeit darauf wartet ist es schon richtig klasse wenn einem Spieler ein längerer Lauf gelingt.
Auch die Stimmung war gut. Besonders als zur zweiten Hälfte die Tore geöffnet wurden.

In der kommenden Zeit werde ich vielleicht zum Bergsteiger. Neben Rudolf und Cynthia habe ich in Goroka nämlich noch zwei weitere Ansprechpartner. Thomas und Verena sind hier Pastoren. Ihr Sohn Nikolai ist zu Gast und es ist geplant den Mount Wilhelm zu besteigen. Dieser ist mit über 4000 Metern die Spitze PNGs.
Außerdem steht die GorokaShow an! Das ist als wäre in Hamburg an einem Wochenende FC.St.Pauli, HSV, Freezers, Handball, Hafengeburtstag, Repperbahnfestival, Dom, Radrennen, Derby, Marathon und Kurzfilmfestival.
Also der wichtigste Tag des Jahres.

Mittwoch, 31. August 2011

First Contact


Ich glaube nicht, dass ich aussah wie jemand, der seinen verstorbenen Vater inhaliert, als ich in Goroka ankam. Ansonsten würde mich der herzliche Empfang, der mir zu Teil wurde verwundern.

Ich muss gestehen ich war schon relativ „jetlagt“, nachdem ich 48 Stunden in Flugzeugen und auf Flughäfen zu gebracht hatte. Aber wenn mich nun jemand fragen sollte ob ich schon einmal in Asien gewessen sei, kann ich die Frage bejahen.

Als „first contact“ wird hier in Papua-Neuguinea, der erste Kontakt der Bevölkerung mit Weißen und ihrer Kultur bezeichnet. In manchen abgelegenen Teilen des Landes fand diese erste Berührung erst in der Mitte des letzten Jahrhunderts statt. Mein erster Kontakt mit diesem Land war Anfang letzter Woche. Entsprechend
eindrucksvoll waren alle bisherigen Ereignisse.

Am Flughafen von Port Moresby wurde ich mit etwas bekannt gemacht was sie hier PNG-Time nennen. Das heißt der Flug war für 9.30 angelegt und ging um halb elf. Ich empfand das aber nicht als dramatisch, denn so bot sich die Gelegenheit noch etwas Zeit mit Janneke und Niels zu verbringen und für erste Gespräche mit Nuginis. Wahrscheinlich kann ich euch bald weitere Geschichten von der Eigenwilligkeit der melanesischen Uhr erzählen.

Am Flughafen von Goroka wurde ich dann von Cynthia Lies erwartet. Sie wohnt mit ihrem Mann Rodolf, wie ich auf dem Gelände des Melanesischen Institutes (MI) die beiden sind hier Ansprchpartner für mich und kümmern sich sehr fürsorglich um mich.

Goroka ist meiner Meinung nach eine sehr lebendige Stadt. In der ganzen Stadt sind Menschen. Als Herz der Stadt würde ich den Markt bezeichnen. Die Menschen der Umgebung bieten hier die Erzeugnisse ihrer Gärten feil.
Die Vielfalt des Angebots kann man sich nicht ausmalen. Es gibt jede Frucht und jedes Gemüse, das man in deutschen Supermärkten bekommt. Der Unterschied ist aber, dass die Tomate im deutschen Läden schon tausende Kilometer zurück gelegt hat. Hier wahrscheinlich höchstens einige Dutzend. Und so war es mir heute ein Genuss die frischen Produkte in meiner ersten eigenen Küche zu verarbeiten.

Neben dem „first contact“ gab es nämlich auch das „first contract“. Nämlich den Mietvertrag. Ich wohne in einem sehr charmanten blauen Holzhaus mit fließendem Wasser, fließendem Strom und fließendem Gas. Es gibt natürlich auch Dinge in diesem Haus die anders sind, als zu hause. Es gibt zum Beispiel eine elektrische Brotbackmaschine und einen Yogurt Maker und einen australischen Freiwilligen.
Er heißt Tom und versucht den Kricketsport in Papua-Neuguinea populär zu machen. Vielleicht lerne auch ich bald den Reiz des Schlagspiels zu schätzen.

Ich hatte auch schon den ersten Kontakt mit meinen Arbeitskollegen. Dass ich im Publications Office arbeiten werde weiß ich mittlerweile. Ich habe auch schon drei Tage dort gearbeitet und besitze sogar ein eigenes Büro. Anders als mein Arbeitsplatz sind meine genauen Aufgaben mir noch nicht bekannt. Aber ich denke, dass auch die sich in der nächsten Zeit etwas herauskristallisieren werden. Meine Kollegen sind auf jeden Fall sehr sympathisch. Und ich freue mich schon auf die Arbeit mit ihnen.

Heute bin ich im lutherischen Gottesdienst gewesen. Nächste Woche soll ich mich dort der ganzen Gemeinde präsentieren.
Wie oft ich mich auf Pidgin versprochen habe und ob ich bald Vorsitzender der FFKSD werde, erfahrt ihr aus erster Hand hier.

PS: FFKSD ist nicht die Freiwillige Feuerwehr eines Ortes mit der Abkürzung KSD. Sondern die Freunde und Förderer des Kricket Sports in Deutschland.

Mittwoch, 10. August 2011

Hamburg - London - Singapur - Sydney - Cairns - Port Moresby - Goroka

Drei Tage, Drei Kontinente

Was nach Jetset oder dem Tourplan einer populären Musikkappele klingt, sind die Zwischenstopps meiner großen Reise nach Papua-Neuguinea.

Am 12.08.2011 werde ich um 18.58 Uhr Hamburg hinter mir lassen. Insgesamt liegen circa 28 Flugstunden vor mir. Für mich der auf Langstreckenflügen noch unerprobt ist, schon das erste große Abenteuer des Jahres. Dass ich bei diesem ersten Abenteuer nicht alleine bin freut mich sehr. Zusammen mit vier anderen Freiwilligen des NMZ, die wie ich im Pazifik eingesetzt werden, werde ich gekühlte Erfrischungen genießen und reichlich Flugmeilen sammeln.
Nachdem dem ersten lebewohl sagen in Hamburg, wird es in Singapur wieder einen Abschied geben. Die Freiwilligen, die nach Kiribati, einem kleiner Inselstaat im Pazifik, reisen werden sich dort von uns trennen.

Mit Janneke und Niels, den beiden anderen PNG-Freiwilligen geht es dann weiter in Richtung Australien. In den frühen Morgenstunden des 14.August werden wir Sydney erreichen. Von dort geht es weiter in die am Great Barrier Reef gelegene Stadt Cairnes. Da der unser Flug von Cairnes nach Papua-Neuguinea erst am Morgen des 15. geht, ist für uns ein Hotel gebucht worden. Viel Zeit zum Erholen bleibt uns aber in der 100.000 Einwohner Stadt nicht, denn schon um 5.45 Uhr müssen wir wieder im Flieger sitzen.

Nur eindreiviertel Stunden dauert der Flug vom australischen Festland nach Port Moresby, Hauptstadt Papua Neuguineas. Die Kulturelle Entferung erscheint mir, aus Deutschland betrachtet, aber wessentlich größer.

Der letzte Flug bringt mich, nach der Trennung von Janneke und Niels, die gemeinsam in die Stadt Lae reisen, nach Goroka. In die Stadt, die auf Grund des angenehmen Klimas auch als Stadt des ewigen Frühlings bezeichnet wird.

Ich muss zwar zwischendurch keine Konzerte geben, aber ich glaube es wäre nicht verwunderlich wenn ich bei meiner Ankunft in Goroka aussehe wie Keith Richards.

Montag, 11. Juli 2011

Please fasten your seat belts

 Mein erster Post was für ein Schritt.

Bald geht es wirklich los. Morgen in einem Monat werde ich im Flugzeug sitzen. Eine Reise ins Ungewisse. Naja, jedenfalls beinahe. In insgesamt 16 Tagen wurde ich zusammen mit der tollsten Gruppe, die wohl jemals vom NMZ entsendet wird, interkulturell geschult. Obwohl das Programm, vor Allem in Ratzeburg, sehr intensiv war und ich unglaublich viel mitnehmen konnte, blieb auch Zeit, die anderen Freiwilligen kennen und schätzen zu lernen :) Ich möchte an dieser Stelle noch mal allen danken, die sich an der Vorbereitung beteiligt haben und die schöne Zeit möglich gemacht haben.

Dass es nun tatsächlich losgeht habe ich aber noch nicht ganz realisiert. Auch nach dem schönen Aussendegottesdienst im Ratzeburger Dom nicht.
Noch vor eineinhalb Jahren sah ich im Fernsehen eine Dokumentation über das Land in das ich nun gehen werde. Auf eine komische Weise war mir sofort klar, dass dies das Land war in dem ich einen Freiwilligendienst leisten wollte.
Noch vor circa einem drei viertel Jahr schickte ich meine Bewerbung los und besuchte den Infotag.
Vor nur sechs Monaten hatte ich mein Bewerbungsgespräch. Und dann fand ich mich im März in Breklum wieder und es schien so als hätte es wirklich geklappt. Und das hatte es ja dann auch. Bis jetzt. Es ging wahnsinnig schnell.