Dienstag, 20. Dezember 2011
Dienstag, 13. Dezember 2011
Der Superlativ von paradiesisch ist nicht am paradisischsten sondern Tami
Ich schreibe diesen Bericht im festlichen Schein von Kerzenlicht. Der
Grund dafür ist nicht mein Wunsch nach weihnachtlicher Atmosphäre sondern die
Stromversorgung in Papua-Neuguinea. Quasi das ganze Land ist von dem Strom aus
einem Wasserkraftwerk abhängig. Sehr vorbildlich und umweltschonend auf der einen Seite auf der anderen Seite ist
das Kraftwerk ungefähr so zuverlässig wie ein Horoskop. Eigentlich gibt es
jeden Tag Unterbrechungen in der Stromversorgung. Für die Büros haben wir
deshalb, wie eigentlich alle Unternehmen, einen Generator, der mit Diesel
angetrieben wird. Schade um die Nachhaltigkeit. Nach der Arbeit laden die
Stromausfälle dann aber zur Gemütlichkeit ein.
In Finschhafen wo ich die letzten zwei Wochen verbracht habe gibt es
solche Probleme nicht die ganze HounHalbinsel auf der Finschhafen liegt wird
von einem Dieselkraftwerk versorgt. Gemütlich war es trotzdem.
Ich wurde gerufen um für das in Finschhafen gelegene Braun
Memorial Hospital eine Website zu gestallten. Schöne Arbeit, sehr schöner Ort.
Ich kann nur jedem wünschen, diesen Ort einmal zu sehen. Ich hatte glaube ich
Madang schon paradiesisch genannt, aber ich glaube Finschhafen spielt in einer
anderen Liga.
Während des zweiten Weltkriegs waren in Finschhafen große
usamerikanische Militärbasen beheimatet. Eine Bombe, die in einen Flusslauf
fiel erschuf einen Pool, in dessen kühlem Wasser man sich die durch das
tropische Klima hervorgerufene Transpiranz abwaschen kann. Kokosnusspalmen gibt
in so großer Zahl das die Menschen es leid sind das Fleisch einfach zu essen.
Es wird lediglich das Wasser der jungen Kokosnüsse getrunken oder das Fleisch
ausgescharbt und zu Kokosnussmilch gekockt. Hinter der Küste gibt es gleich
einige Berge, von denen man einen unglaublichen Blick auf den Pazifik und die
vorgelagerten Inseln hat.
Ich glaube das Braun ist eins der schönstgelegenen
Krankenhäuser der Welt wenn ich Arzt wäre würde ich mich freuen dort zu
arbeiten. Einige Ärzte und Schwestern waren aber trotz der schönen Landschaft
während meiner nicht am Krankenhaus. Grund dafür ist die Sorge des Personals,
das ein in der Provinzhauptstadt, Lae ausgebrochener Konflikt zwischen den
ortsansässigen Menschen und den zugezogenen Hochländern. Die aus der
MorobeProvinz kommenden Menschen machen die Menschen aus dem Hochland für die
unsichere Lage in ihrer Stadt verantwortlich. Es kam zu einigen tötlichendenden
Auseinandersetzungen. Als ich in Lae war wirkte, die Lage aber schon wieder
recht ruhig. Auf den Straßen war wenig los und wir bewegten uns nur im Auto
durch die Stadt, das war auch vor dem Aufbrechen des Konfliktes, die einzige
sichere Art der Vortbewegung in der Hafenstadt.
Oh, Strom kommt wieder. Licht an, Kerzen aus. Puh, das
war genug Atmosphäre.
Auch wenn die Lage ruhiger scheint ist das hochländische Personal des
Krankenhaus bis jetzt nicht zurückgekehrt und wird wohl auch erst nach dem
Weihnachtsurlaub zurückkommen. Die sieben Stationen des Krankenhaus werden
derweil von der Hälfte des Personals bedient. Schien aber trotzdem zu laufen.
Von den sieben Stationen, des 1958 gegründeten Krankenhauses, ist eine
für Männer, eine für Frauen, eine für Kinder, eine für Entbindung, zwei für
Tuberkulose und eine zur Entlastung, falls einer der anderen Stationen die
Betten ausgehen. Auf den Stationen, die nicht spezifisch für eine Krankheit
sind liegen Patienten mit den unterschiedlichsten in einem 20BettenSaal. Es
kann zum Beispiel ein Mann mit einem gebrochenem Arm neben einem mit einer
Lungenentzündung und neben einem mit einer Geschlechtskrankheit liegen.
Für die Versorgung der Kranken sind die Familien verantwortlich. Auf dem
Krankenhausgelände gibt es für die Angehörigen Möglichkeiten zu kochen,
sich zu waschen und zu schlafen. Die
pflegende Familien sind verpflichtet sich neben ihren Lieben auch um das
Gelände das Krankenhauses zu kümmern so wirkt es sehr gepflegt.
Ich wurde während meines Aufenthalts von Hannes und Sigrid, einer
deutschen Ärztin und ihrem Mann sehr
gut verpflegt. Sie genießen die schöne Landschaft in Finschhafen schon seit
einigen Jahren, so erklärt sich vielleicht ihre Freundlichkeit. Auch Janneke
habe ich wieder getroffen, sie hat für vier Monate auf der Kinderstation des
Krankenhauses gearbeitet. Sie fährt, weil ihr Programm nur für vier Monat
angelegt war, schon wieder nach Hause wenn ihr sie in Deutschland trefft seit
nett zu ihr es ist sicher nicht leicht PNG zu verlassen.
In meinen Landschaftbeschreibungen gehen mir langsam die Superlative
aus. Aber TamiIsland ist für mich noch eine Steigerung dessen was ich sonst in
Finschhafen sah. Einfach unbeschreiblich. Eine kleine Inselgruppe, die sich wie
auch das bergige Hinterland durch das tektonischbedingte Indiehöhewachsen von
Koralenriffen entstand, und heute circa 400 Menschen beheimatet. Es gibt nicht
wirklich viel um das man sich Sorgen kann. Die Fische springen quasi in den
Mund. Ich hab die zwei Tage die wir auf kleinen Insel verbracht haben damit
verbracht eine Sandburg zu bauen. Nach und nach habe ich dem Pazifik Land
abgerungen und damit versucht der von Platz- und Nahrungsmangel bedrohten
Bevölkerung etwas zu helfen.
Es scheint als gäbe es auch an
sorglosen Orten Sorgen.
Am Ende ist das Boot, das uns abholte über meine, auch künstlerisch sehr
wertvolle, Befestigungsanlage gefahren. Vielleicht wusste der Fahrer einfach
nicht wohin mit seiner Dankbarkeit.
Habt ihr mitbekommen, dass am 1.Dezember WeltAidsTag war? In Deutschland
habe ich das nie so recht mitbekommen. In PNG war das groß. Schon eine Woche
vorher waren an vielen Gebäuden Aidsschleifen zu sehen. Die offizielle Aidsrate
in PNG ist zwar noch vergleichsweise niedrig. Die allgemeine Bereitschaft sich
testen zu lassen ist aber relativ gering. Auf der Veranstaltung, die auf dem
Sportfest des Braun stattfand, war außerdem die Rede von einem relativ
sorglosen Sexleben und eine unvorstellbar hohe Zahl von Vergewaltigungen so das
eine wesentlich höhere Ansteckungsrate vermutet werden muss.
Mit Spielen wurden vor allem Kinder über die Krankheit aufgeklärt.
Verschiedene Gesundheitsorganisationen hatten ihre Zelte aufgeschlagen. Und
weil alle versammelt waren wurde auch eine andere Schlechtigkeit behandelt.
Zehn Verbrecher, die sich die Hände bei Raubüberfällen dreckig gemacht hatten,
wurden nach Abgabe ihrer selbstgebauten Gewehre freigesprochen. Der Staat
erkennt an, dass die ausweglose Situation in der diese Männer sich befanden,
ihnen keine andere Wahl ließ. Für mich eine eigentlich sehr gute Sache, ich bin
mir bloß nicht sicher um die Wege, die diesen Männern nach diesem Tag
ausgeschildert wurden.
Nach zwei wirklich beeindruckenden Wochen in Finschhafen kam ich am
Freitag nach Goroka zurück und ich kann sagen, dass sich das Einfahren entlang
des Flugfeldes sich ähnlich anfühlt wie die Fahrt über die Elbbrücken. Es war
ein schönes Nachhausekommen. Obwohl Rudolf, mit dem ich von Lae gekommen war,
und ich relativ spät auf den Hof des MI rollten waren fast alle Kollegen da.
Sie bereiteten das für den nächsten Tag anstehende Weihnachtsfest vor.
Rudolf und Cynthia hatten aus Dankbarkeit über die Unterstützung während
Cynthias Krankheit ein Schwein zur Verfügung gestellt alle anderen bereiteten
Beilagen vor. Als ich ankam lebte das Schwein noch. Wenig später war es schon
unter der Erde, nicht um die letzte Ruhe zu finden sondern um von kochendheißen
Steinen gegart zu werden. Ein Mumu. Bis in die frühen Morgenstunden hielten wir
Wache an der steinigen Ruhestätte. Neben dem Schwein bargen wir auch
Süßkartoffeln und Blattgemüse, ich fühlte mich wie Carter beim Ausheben einer
bedeutenden Grabkammer.
Das Fest war auch sehr schön. Die Tische gaben dem Gewicht der Speisen
fast nach entschieden sich dann im Angesicht, der Schönheit dieser aber doch
dazu die Zähne zusammen zu beißen. Ich habe keinen kleinen Magen und wenn es
darum geht neues zu probieren kann ich beim Essen unglaubliche Kräfte
entwickeln, aber ich habe es nicht geschafft alle Köstlichkeiten zu kosten.
Ich wünsche euch allen eine ähnlich üppige Weihnachtszeit und so viele
liebe Menschen zum teilen.
Mittwoch, 23. November 2011
Hoch Hinaus
Kennt ihr das Gefühl wenn ihr alles was ihr seht festhalten wollt, jeder
Augenblick ein Foto wert wäre und euch in einem dieser Momente die Kamera den
Dienst versagt.
So fühlte ich mich am Mt.Wilhelm. Zum Glück hatten zwei
meiner Begleiter Kameras dabei und die Landschaft, die ich mit meinen
Beschreibungen wahrscheinlich nur beleidigen kann, konnte digital verewigt
werden.
Am Morgen des vergangen Samstag machte sich das
Expeditionsteam auf den Weg nach Cimbu, die Hochlandprovinz mit dem höchsten
Punkt PNGs. Teilnehmer waren außer mir, Vincent und Steven. Vincent ist ein
Neffe von Cynthia. Die Jungs haben ein paar Wochen bei uns in Goroka verbracht,
der Mount war ihr abschließender Höhepunkt bevor sie nach Australien reisten.
Als Expeditionsleiter hatten wir Joseph angeheuert, er ist
am Fuße des Mt.Wilhelm geboren, spricht die Sprache der dort lebenden Menschen
und war schon einige Male ganz oben in PNG.
In einem PMV (PublicMotorVehicle) ließen wir Goroka
westwärts hinter uns. Innerhalb von zwei Stunden waren wir in der Hauptstadt
Cimbus, Kundiawa. Die Stadt, die als zwielichtig gilt zeigte sich uns von ihrer
süßen Seite. Während Joseph einen Auto organisierte, das uns in die Berge
transportieren würde, saßen wir Heißgetränke schlürften in der wohl besten
Konditorei der Südlichen Hemisphere und schlugen uns den Bauch mit Torte voll.
Auf dem zweiten Streckenabschnitt wurde das Verzehrte zu
einem Tanz aufgefordert. Auf der gutbesetzten Ladefläche eines Pickups
hoppelten wir eine Passstraße hoch, die ungefähr so gut ausgebaut war wie die
Straße in den Sülfelder Tannen. Die Fahrt erinnerte mich an den Flugsimulator
auf dem Dom. Víer Stunden wären da wahrscheinlich wesentlich teurer gewesen und
und so nette Gespräche wie auf der Ladefläche habe ich im Flugsimulator noch
nicht gehabt. Gut geschüttelt kamen wir also nach vier Stunden an der letzten
Station vor der felsigen Wildnis an. Eine Dorf mit einer katholischen Mission.
Eigentlich hatten wir geplant in einem der missionseigenen Gästehäuser zu
übernacht, die waren leider ausgebucht. Wie Maria und Joseph in der
Weihnachtsgeschichte zogen wir also weiter. Auch an der Tür der nächsten
Herberge wurden wir abgewiesen. Immer weiter stiegen wir den steilen Weg, der
zum Aufstiegspfad führt, hinauf. Ich hätte mich auf jeden Fall zu irgendwelchen
Ochsen gelegt, aber da tauchte ein letztes Haus aus dem dichter werdenden Nebel
auf. Wir hatten Glück, fanden einen Schlafplatz und eine warme Mahlzeit. Zum
Nachtisch wurden Erdbeeren serviert, sie wachsen in der Umgebung. Wir schliefen
früh, am nächsten morgen wollten wir früh zum Basislager aufbrechen. Dem
drohendem Regen davonlaufen.
Als wir uns am frühen Morgen auf den Weg machten vermochten
die Sonnenstrahlen nicht die immer noch dicke Nebelwand zu durchdringen, Blicke
in die Landschaft blieben uns erstmal verwehrt. Der Weg führte anfangs durch
einen dichten Wald, er war komfortabel mit Holzplanken bestückt und so lange
man nicht in eine Pfütze trat sehr gemütlich.
Aus dem Urwald kamen wir in das Gebiet in dem damals
wahrscheinlich „In einem Land vor unserer Zeit“ gedreht wurde. Ich weiß, dass
das ein Zeichtrickfilm war aber ich hatte das Gefühl das jeder Zeit ein
Dinosaurier hinter einem der Farngewächse hervor kommen könnte. In dieser
Steppenlandschaft gab es quasi keinen Anstieg und wenn kam man an
herrschaftlichen Wasserfällen vorbei. In den zwei Stunden die wir durch diese
Landschaft wanderten zeigte sich uns leider kein urzeitliches Ungetüm.
Davon beruhigt machten wir es uns im Basislager gemütlich.
Es gab Reis und Bohnen, die wir uns mit Blick auf einen kristallklaren, eiskalten
See schmecken ließen. Wenn Ihr den Sean Penn-Film „Into the Wild“ gesehen habt.
Der Protagonist hätte auch an diesem Ort, die Einsamkeit gefunden, die er in
Alaska suchte. Ohne Bären.
Als die Wolken und der Nebel sich im Laufe des Nachmittags
verzogen. Zeigten sich uns zum ersten mal die Berge, in denen wir am kommenden
Morgen herumsteigen wollten. Monumentale Riesen, wunderschön und
einschüchternd.
Der Gipfel des Mt,Wilhelm war noch nicht zu sehen und es
erschien mir schon sehr gewaltig.
Ohne die Schlafsäcke, die wir daheim gelassen hatten war die
Nacht erbärmlich kalt. Geschlafen hatte ich wenig als wir um zwei das Haus am See hinter uns ließen. Müdigkeit
fühlte ich aber nicht als wir, durch die Dunkelheit bergauf stiegen. Die
Umgebung die ich ausmachen konnte wirkte unwirtlich und schroff. Das Geräusch
von rauschendem Gestein kam mir noch nie so bedrohlich vor. Es gab Passagen an
denen ich wirklich fürchtete abzurutschen.
Aber wir schafften es ohne große Zwischenfälle zum Gipflel.
Gerade rechtzeitig, kurz vor 6, die Sonne ging gerade auf. Es bot sich uns ein
wirklich schöner, wenn auch durch Wolken etwas verschleierter Blick. Während
der letzten Meter, der 4509 Metern sah man immer wieder Eis, auf der Spitze
hielten wir es nicht länger als eine viertel Stunde aus.
Der Rückweg glich einem Gewaltmarsch. Den Weg den wir auf
dem Hinweg in zwei Tagen bewältigt hatten liefen wir nun einem halben. Wir
hatten uns vor genommen im Tal einen Bus zu erreichen und noch heute nach
Goroka zurück zu kehren. Der Weg wirkte bei Tageslicht ganz anders als bei
Dunkelheit. Erst dachte ich wir würden einen anderen Weg herabsteigen. Dann
kamen wir aber wieder an den gleichen
Orten wie auf dem Hinweg vorbei.
Die einzige Rast des Rückwegs machten wir um unsere Rucksäcke
aufzulesen, die wir im Basislager zurückgelassen hatten. Als wir um 13 Uhr den
Ort erreichten an dem uns der Pick-up auf dem Hinweg rausgelassen hatte,schien
es so als seien für heute alle Transporte in die Stadt abgefahren. Viele Leute,
die wir nach einem möglichen Transport fragten boten uns stattdessen einen
Schlafplatz an. Ich hätte ihn nur zu gerne angenommen. Die Jungs aber sollten
in zwei Tagen von Goroka nach Australien fliegen. Also zogen wir weiter. Die
Straße entlang auf der Suche nach jemandem, der uns mitnehmen würde. Drei Jungs, die wir unterwegs trafen, hatten
gehört, dass von der nächsten Missionstation noch ein Gemüsetransport nach
Kundiawa gehen sollte. Sie spurteten los und schafften es tatsächlich, den
Wagen aufzuhalten. Vielen Dank an dieser Stelle.
Der Fahrer erklärte sich dann sogar bereit uns ganz bis nach
Goroka mitzunehmen. An Zwiebeln und Kohl geschmiegt konnte ich aber auf Grund
des halsbrecherischen Fahrstil des Gemüsetransporters keinen Schlaf finden.
Auch die letzte Etappe des Rückwegs legten wir so in einem
Bruchteil der Zeit zurück die wir auf dem Hinweg benötigt hatten. In Goroka
drückte ich meine Bettdecke wie einen alten Freund und schlief wenige
Augenblicke später ein.
Während meiner Abwesenheit hatte sich die neuinstallierte
Satellitenschüssel, unser Portal ins WorldWideWeb, wieder verabschiedet. Ein
Teil war durch gebrannt. Wir warten auf ein Ersatzteil aus Australien.
Nachdem sich die Jungs sich am Donnerstag verabschiedet
hatten kamen am Samstag Cynthia und Rudolf wieder, die zur Behandlung einer
schweren Krankheit nach Australien geflogen waren. Cynthia ist jetzt zum Glück
auf dem Weg der Besserung.
Am Freitag bevor die beiden zurückkamen richtete mein
Fitnessstudio eine Weihnachtsfeier aus. In der Bar des Bird of Paradies Hotels,
auf dessem Gelände sich der Fitnessraum befindet, trafen wir uns, ungefähr zehn
Leute. Typisch weihnachtlich wurde Sushi, Pizza und frittiert Shrimps gereicht.
Es gab freie Getränke und gute Gespräche. Ein schöner Abend.
Auch sonst ist PNG sehr weihnachtlich seit Anfang September
kann man im Radio immer öfter Jingle Bells hören, ein Lied das ja zum
Glück erst ab dem hundertsten Mal richtig schön ist.
Ein anderes Fest an dem ich teilnehmen durfte war das Erntedankfest der
UnitedChurch. Die UnitedChurch von Papua-Neuguinea entstand 1968 als sich die
London Missionary Society, die Presbyterinaer und die Methodisten von
Papua-Neuguinea zusammenschlossen. Sie ist eine der über hundert
unterschiedlichen Christlichen Kirchen in diesem Land. Sie gehört mit der
ev.-lutherischen, der katholischen und der anglikanischen Kirche zu den so
genannten MainlineChurches, und
betreibt als solche das MI mit. Rev. Gaudi, ein Mitarbeiter von mir
lud mich zum ThanksGiving ein und ich sagte natürlich nur zu gerne ja.
Es war ein großes Fest mit viel Essen, das geteilt wurde, mit Tanz und
Musik. Die Gemeinden der UnitedChurch setzt sich
hauptsächlich aus Menschen zusammen die aus dem Norden des Landes kommen, aus
dem Gebiet, das Briten missioniert hatten. Neben der des guten Essen und der
schönen Aufführungen bekam ich auch den lang ersehnten Herbsttag. Die Regenzeit
kündigt sich in Goroka an, der Himmel öffnete seine Schleusen. Statt aber die
Feierlichkeit enden zu lassen, tanzten und sangen die Menschen weiter und
dankten für den Regen.
Umgezogen bin ich auch von dem charmanten blauen Haus, das ich wohl
immer als mein erstes eigenes Haus im Herzen behalten werde, in eine Doppelhaushälfte,
die sich aber auch auf dem Gelände des MI befindet. Das neue Haus ist etwas
kleiner und etwas einfacher, das Leben in ihm genieße ich aber genauso. Bevor
wir einzogen hatte eine unserer Wachhündin unter dem neuen Haus Welpen
bekommen. Ein schönes Zeichen.
Ich glaube ich hatte in einem früheren Bericht schon einmal
angekündigt nach Finschhafen zu fahren, doch nun passiert es wirklich. Ich weiß
mittlerweile, dass man Papua-Neuguinea nicht umsonst The land of the
unexpected nennt, aber ich hoffe sehr stark,das es klappt. In Finschhafen
soll ich für das dortige Krankenhaus eine Website erstellen. Ich freu mich.
Janneke meine Mitfreiwillige wird da sein und mir wurde ein Trip auf eine
paradiesische Insel versprochen.
Freitag, 4. November 2011
Musik in Papua-Neuguinea
Ich wurde kuerzlich gebeten fuer die Zeitung des NMZ einen Artikel ueber Musik in Papua-Neuguinea zuschreiben. Ich dachte es koennte vielleicht auch fuer die Leser meines Blogs interresant sein.
Liebe Gruesse
Anton
Musik in Papua-Neuguinea
Schon in der
vorkollionalen Zeit spielte Musik eine große Rolle in den
vervielfältigen Kulturen Papua-Neuguineas. Die Musik war wichtiger
Bestandteil von Ritualen und eine kraftvolle Ausdrucksform. Für die
illiteraten Kulturen war die Musik ein starkes Band zu den Ahnen, die
Lieder waren ihre Geschichtsbücher. Musik war meist ein
Gruppenereignis, das einem besonderen Zweck diente. Die
Dorfgemeinschaft traf sich zu Sing Sings
um für Erfolg im Kampf oder eine reiche Ernte zu bitten, sie wurden
aber auch als Einführungsritual für Jungen und Mädchen in die
Gemeinschaft der Erwachsenen abgehalten. Da ihre Individuelle Art von
Sing Sing auch genutzt wurde um sich von anderen Gruppen abzugrenzen
existierten viele verschiedene Formen. Ein typisches Sing Sing
beinhaltete Gesang und Tanz. Der Rhythmus entstand aus der
Choregraphie, in dem zum Beispiel aufgestampft wurde. Es kamen aber
auch Instrumenten zum Einsatz. Die Schlag- oder Blasinstrumente
wurden von einigen Gruppen aus den Buschmaterialien der Umgebung
gefertigt. Sie waren aber auch Tauschmittel und kamen auf
Handelsrouten von Dorf zu Dorf.
Die christlichen
Missionare, die ab der zweiten Hälfte des 19.Jahrhundert ins Land
kamen, hatten auf die Musik, wie auf alle Aspekte der Kulturen von
Papua-Neuguinea einen enormen Einfluss. Sie brachten neue Instrumente
wie das Akkordeon oder die Mundharmonika ins Land. Die neue Musik
bedrohte die ursprüngliche sofort. An einigen Orten war es verboten
die traditionellen Lieder zu spielen, an anderen wurden sie
freiwillig durch den sehr populären Gospel ersetzt, auch
erste Mischung ergaben sich.
Mit den alliierten
Soldaten, die während des zweiten Weltkriegs auf Neuguinea gegen die
Japaner kämpften, kamen Gitarren ins Land. Sie sind heute nicht mehr
wegzudenken. An nahezu jedem Ort findet
sich eine Gitarre und jemand der
sie zum klingen bringen kann. In der Nachkriegszeit wurden sehr viele
string bands
gegründet. Sie spielten Gitarre und sangen dazu in einer der über
700 in Papua-Neuguinea gesprochenen Sprachen. Auch die ersten
Radiostationen spielten diese Musik.
Die Radiostationen
spielen heute neben Gospelmusik hauptsächlich westlichen Pop, Rap
und RnB. Diese Genres haben wohl aktuell den größten Einfluss auf
die junge Musik. Viele junge Künstler versuchen aber auch
traditionelle Klänge in ihre Musik einfließen zu lassen. Die Musik
die früher genutzt wurde um sich von anderen Gruppen abzugrenzen
kann heute eine Brücke sei. Menschen die aus verschiedensten Teilen
des Landes in die Städte kommen, können von der Musik zusammen
gebracht werden. Die aktuelle Musik, die man im Radio hört, enthält
manchmal noch einige Wort der traditionellen Sprachen, ist aber sonst
meist auf Englisch oder Tok Pisin.
Tok Pisin
wurde während der deutschen Kolonialherrschaft im Nord-östlichen
Teil Neuguineas eingeführt um die Kommunikation zwischen den
Arbeitern die aus allen Teilen des Landes kamen zu erleichtern.
Auch die Lieder im
Gesangbuch der evangelisch-lutherischen Kirche sind im Tok Pisin
geschrieben. Musik spielt eine große Rolle im Gottesdienst. Es gibt
eigentlich immer eine Gruppe Jugendlicher, die für die Musik im
Gottesdienst verantwortlich ist. Meistens werden Gitarren eingesetzt,
man kann aber auch Schlagzeuge oder Keyboards finden.
Es gibt
Anstrengungen die Sing Sing-Kultur zu bewahren und sie als
Touristenmangnet zu nutzen. Auf CulturalShows
kommen Gruppen aus dem ganzen Land zusammen und können sich und ihre
Kultur präsentieren. Bei der GorokaShow,
einer der größten und ältesten Shows gibt es auch ein Preisgeld,
das die beste Gruppe gewinnt. Einen rituellen Zweck erfühlen die
Sing Sings auf den CulturalShows
aber nicht und sind oft nicht mehr in der originalen Form.
Ein Sing Sing
im Hochland Papua-Neuguineas
Auch die zwei
Fernsehstationen des Landes haben Musik im Programm. Jeden
Donnerstagabend werden auf EM-TV
(dt. Das Fernsehen) Musikvideos gezeigt. Der Abend beginnt mit
Amateurvideos, die jeder einschicken kann, danach werden im Kontrast
professionelle Videos von Künstlern aus Ozeanien gezeigt. Ein
Indikator für den Stellenwert der Musik in Papua-Neuguinea ist
DigicelStars.
Ein Format, wie Deutschland sucht den
Superstar, das vom einem großen
Mobilfunkunternehmen genutzt wird um sich und seine Tarife zu
promoten.
Die jungen Musiker von
Papua-Neuguinea suchen ihren eigenen Platz zwischen der reichen
Kultur der Vergangenheit, dem westlichen Einfluss und dem Wunsch mit
Hilfe der Musik zu Erfolg und Anerkennung zu kommen. Stanley Mark
(25) ist einer von ihnen. Er ist Sänger, Produzent und seine Musik
hat ihn schon bis nach Australien gebracht.
Stanley was bedeutet Musik
für dich?
Music makes the world go round!
Music balances the world! Musik bedeutet
mir alles und ich brauche sie. Sie macht mich glücklich, anders,
einzigartig und sie bringt mich an Orte, die ich sehen möchte. Ich
habe zum Beispiel schon an der Universität von Queensland in
Brisbane gesungen.
Wer hat Einfluss auf deine
Musik?
Ich bin ehrlich
gesagt wenig von Musik aus Papua-Neuguinea beeinflusst. Ich höre,
schreibe und mache Musik seit ich 14 bin. Besonders inspiriert haben
mich die Back Street Boys, N-Sync, Nelly, Usher, Michael Jackson und
Craig David. Ich wollte singen wie
sie und mit der Zeit habe ich mich verbessert.
Was glaubst du bedeutet
Musik für Papua-Neuguinea?
In Papua-Neuguinea ist
reich an traditioneller Musik und Lieder, die immer noch eine große
Bedeutung für uns haben. Die Musik ist Teil unserer Einzigartigkeit.
Das ist bei uns genauso wie in andern Ländern. Ich glaube, dass
Musik viel für mein Land bewegen kann, global gesehen. Heute
verbinden Künstler die traditionelle Musik mit westlichen Genres.
(Rap, RnB, Rock, Pop) und machen ihre eigene Musik. Es gibt wirklich
gute Stücke und dieser PNGMix beeinflusst unsere Gesellschaft schon
heute. Wir müssen unsere Musik beschützen und verbessern. Ich zum
Beispiel verbinde Rap und RnB mit Kundu-Trommel-Musik.
Was sind heute besonders
wichtige Lieder in Papua-Neuguinea?
Besonders wichtig
Songs sind „Oh Mama“ von Skwatas, „Education“ von Gedix und
„Wanem taim bai yumi orait“ von mir.
Sänger und
Produzent Stanley Mark
Musik ist für die
Menschen in Papua-Neuguinea sehr wichtig. Sie verbindet zwischen der
traditionellen Kultur und der Zukunft. Wenn die jungen Musiker wie
Stanley traditionelle Elemente in ihre moderene Musik aufnehmen kann
das zum Schutz der Kulturen beitragen.
Donnerstag, 13. Oktober 2011
Ich habe das Paradies gesehen
Jedenfalls sah es in Madang so aus,
dass man es mit dem Wort paradiesisch beschreiben koennte. Ein Resort
direkt an der Küste des türkisglänzenden Pazifiks, vorgelagert
einige Insel, die die Frage aufwarfen welche drei Dinge man wohl
mitnehmen wuerde wenn man auf ihnen ausgesetzt wuerde. Außerdem
musste man darauf achten nicht unter einer Kokospalme zu sitzen, da
man von den reifen Früchten getroffen werden könnte und es gab drei
Mal am Tag Frittiertes.
Neben diesen Annehmlichkeiten stand der
Austausch mit den anderen ev.-lutherischen Mitarbeitern, die aus
Deutschland nach Papua-Neuguinea gekommen sind, im Vordergrund.
Insgesamt leben und arbeiten zur Zeit circa 50 deutsche Lutheraner
hier. Die meisten davon sind vom bayrischen Missionswerk „Mission
Eine Welt“ ausgesandt, sechs sind wie ich mit dem NMZ hier und zwei
mit dem Leipziger Missionswerk. Mit den verschieden Berufen, die von
uns hier im Land ausgeübt werden, könnte man eine Jobmesse
organisieren. Es gibt Voluntäre, Pastoren, Lehrer, Piloten, Ärzte,
Medienleute, Experten für Humanressourcen und deren Kinder.
Und um diese habe ich mich mit den
anderen jungen Freiwilligen gekümmert. Neben Janneke, Niels und mir
gibt es im Moment noch zwei Freiwillige aus Bayern, zwei weitere
warten in Deutschland auf ihre Visa.
Nach den sechs Tagen muss ich wohl von
der Frucht der Einsicht genascht haben.
Wenn man zu lange an einem schoenen Ort
verweilt besteht die Gefahr den Blick fuer seine Schoenheit zu
verlieren. Dass wollte ich nicht riskieren und auch das Klima, das
dem in einer finnischen Sauna glich, lies mich am Ende auf die
Rueckkehr, in das fruehlingshafte Goroka, freuen. Fuer die Schoenheit
dieses Ortes bin ich zum Glueck noch nicht blind.
Am MI gibt es zur Zeit kein Internet.
Mitte des Monats soll es mit einer neuen Satellitenschüssel
zurückkommen. So ruht meine mit dem Internet verbundene Arbeit. Aber
es gibt zum Glück genug andere Aufgaben die erledigt werden wollen.
Am letzten Freitag war ich mit den Kollegen aus dem Publications
Department auf einer Messe, die von dem Institute of Medical Research
(IMR) ausgetragen wurde. Das in Goroka ansässige Institute lud alle
anderen Institutionen, die in hier arbeiten und sich mit Gesundheit
befassen ein sich an ihrem Open Day zu beteiligen. Das MI
qualifizierte sich durch Publikationen über Aids und Behinderungen.
Am morgen kamen sehr viele Schulkinder,
so war es eine sehr lebendige Messe. Am Nachmittag hatte ich dann
auch die Chance die Stände zu besichtigen und mich über die Arbeit
anderer Organisationen zu informieren.
Gestern zeigte mir Stanley noch eine
weitere wichtige Institution in Goroka.
Wie einst das Kapitol ueber Rom trohnt
ein Gebäude auf einem der Hügel Gorokas und scheint auf die Stadt
herunterzublicken. Es ist das neue Studentinwohnheim der Universität.
Ein architektonisch modernes Gebäude, das wie so viele neue Gebäude
in Papua-Neuguinea von einer chinesischen Baufirma realisiert wurde.
Es wirkte für mich wie der gesamte Campus, als befaende sich auf dem
Huegel eine andere Welt. Es gibt eine riesige Bücherei, von der mir
erzählt wurde sie sei die größte in der südlichen Hemisphere, ich
weiß nicht ob das stimmt. Die Bücherei ist im Eingangsbereich mit
wunderschönen Schnitzereien geschmückt, die das Leben in
Papua-Neuguinea zeigen, innen sind neben den vielen Buechern wirklich
gelungene Werke von Kunststudenten ausgestellt. Nebenan wird gerade
eine Konzerthalle fertig gestellt, die sich nicht schämen müsste,
wenn sie in einer europäischen Stadt stehen würde. Stanley erzählte
mir, dass auch für die Männer, die zur Zeit noch in einfachen
Wohneinheiten leben und den Komplex der Frauen, wie in
Papua-Neuguniea ueblich, nicht einmal betreten duerfen, moderne
Quartiere geplant sind.
Ich bin mir nicht sicher, was ich von
dem Campus halten soll. Einerseits glaube ich, dass Bildung für
Entwicklung das Wichtigste ist und dass ein gut ausgebildeter
Universitätsabgänger die Entwicklung voranbringen und vielen
anderen Bildung ermöglichen kann. Aber ich weiß nicht ob es nötig
ist, dass Studenten in einer Umgebung studieren, die sich von der
Aussenwelt total unterscheidet. In Papua-Neuguinea wo Bildung noch
nicht kostenlos ist, haette das Geld auch genutzt werden koennen um
Schulgeld zu bezahlen, um Unterrichtsmaterial zu kaufen oder ein
neues Schulhaus.
Naja.
Im Rahmen des Treffens in Madang wurde
mir angeboten nach Finschhafen zu kommen, wo es ein lutherisches
Krankenhaus gibt, um für dieses eine Webseite aufzubauen. Ich komm
also wieder ein bisschen weiter herum in diesem schönen Land und
werde mich auch mit Janneke wiedertreffen, die dort arbeitet.
Ich hoffe, dass es auch Euch gut geht,
ich vermisse Euch und wuerde Euch goennen, dass auch ihr PNG kennen
lernt.
Dienstag, 27. September 2011
Was für eine Wahnsinnsshow
Jetzt bin ich schon über einen Monat
hier und laufe immer noch durch die Gegend wie ein Kind, das zum
ersten Mal auf einem Rummelplatz ist.
Immer noch bekomme ich vor staunen die
Augen nicht zu und möchte jede Attraktion ausprobieren. Und es gibt
wirklich wahnsinnig viele.
In meinem vorherigen Schreiben hatte
ich angekündigt, dass ich eventuell zum Gipfelstürmer avancieren
würde. Diese Ambition musste ich vorerst begraben.
Seit der letzten Woche nehme ich
nämlich an einem vom MI ausgerichteten PNG-Orientierungskurs teil.
Hier wird die melanesiche Kultur von fachlich geschulten Referenten
vorgestellt, wir unterhalten uns über sie und folgen
Filmvorführungen.
Mit dem Wissen, das ich mir in den
letzten Tagen angeeignet habe, werde ich vielleicht doch noch
Ethnologe. Obwohl ich in der letzten Woche die Zulassung für das
Stadtplanungsstudium in Hamburg bekommen habe und somit nächstes
Jahr bevorzugt behandelt werde.
Karriere: Check
Den Kurs besuche ich mit einer Gruppe
österreichischer Freiwilliger. Trotz der Sprachbarriere kommen wir
gut mit einander aus. Ein Glück, dass ich interkulturell geschult
bin.
Eine kulturelle Schule war auch die
GorokaShow.
Im Grunde ist sie vergleichbar mit dem
deutschen Bundesvisionsongcontest. Gesang- und Tanzgruppen aus allen
Provinzen des Landes stellen etwas vor, es gibt viel nackte Haut und
am Ende wird ein Gruppe zur besten gekürt.
Genauer beobachtet ist die GorokaShow
meiner Meinung aber wesentlich wertvoller, denn die vielen
verschieden Kulturen und Traditionen
Papua-Neuguineas sind von dem Streben nach einem westlichen
Lebensstil, der durch Medien transportiert wird, bedroht. So glaube
ich, dass es wichtig ist, dass diese Traditionen geehrt werden und
auch von jungen Leuten geübt werden.
Neben den Tanzgruppen gab es auch
einige Verkaufsstände. Es wurden die typischen lokalen Produkte und
Handwerkskunst angeboten.
Aber ich fand auch einen kleinen
Apfelbaum. Man wünscht sich ja immer, dass etwas von seinem
Freiwilligendienst von Dauer ist und Früchte trägt.
In meinen letzten Berichten hatte ich
immer wieder über das leckere Essen berichtet. Jetzt bin ich
Mitglied im FitnessClub von Goroka.
In der kommenden Woche werde ich
Janneke und Niels wiedertreffen, sie kommen für ein NMZ Treffen nach
Goroka und ich freue mich schon ihnen mein neues Zuhause zu zeigen.
Danach fahren wir gemeinsam an die
Küste wo in Madang ein Treffen aller in PNG eingesetzten deutschen
evangelisch-lutherischen Missionaren und Freiwilligen stattfinden
wird.
Samstag, 10. September 2011
Ich
komme gerade aus dem Gottesdienst zurück. Eine schöne Sache.
Der Gottesdienst ging zwei Stunden.
Manch einer mag denken, dass das ja
eine wirklich lange Zeit sei und ich muss gestehen, dass ich das in
Deutschland nicht anders bewerten würde. Aber die Gottesdienste in
der St.Paul Kirche sind für mich nicht bloß Religionsunterricht,
sondern auch Sprach- und Kulturunterricht. Nach dem Gottesdienst wird
noch zusammengestanden und erzählt. Ich wurde so mit einigen
örtlichen Menschen bekannt und sie mit mir, denn wie angekündigt
musste ich mich vor versammelter Gemeinde vorstellen. Ich muss
gestehen ich war noch kein ganz selbstbewusster Pidginredner und war
entsprechend aufgeregt. Aber ich glaube ich habe meine Sache ganz
anständig gemacht. Zumindestens wurde ich anschließend von
so vielen Menschen herzlich willkommen geheißen wie ich es sonst nur von Eisverkäufern
an heißen Tagen kenne.
Apropos Eis: habe ich schon von dem
Essen erzählt? :) Ich esse sehr gut.
Am letzten Samstag habe ich zusammen
mit meinem Arbeitskollegen Stanley SacSac zubereitet. SacSac ist eine
Art Mehl, das mit Ei vermengt wird. Diese Mixtur haben wir dann in
selbstextrahierter Kokosmilch gekocht oder in einer Pfanne gebraten.
Dazu gab es in Kokosmilch gekochte Bananen und frisches Gemüse.
Zum Kricket spielen bin ich leider noch
nicht gekommen. Aber ich habe das erste Rugbyspiel meines Lebens
verfolgt. Rugby ist in PNG Nationalsport und das örtliche Team so
etwas wie der FC Bayern. Vor den Play-Offs stehen die Goroka Lahanies
(Paradiesvögel) auf dem ersten Platz der nationalen Rugbyliga.
Ich glaube nachdem Motto „support
your local team“ werde ich im kommenden Jahr wohl zum Erfolgsfan.
Wie ich feststellen musste erregt Rugby
in Deutschland nicht die Aufmerksamkeit, die es verdient. Das Spiel
war sicher nicht von höchster Weltklasse, aber es war von Einsatz
geprägt und wenn man eine gewisse Zeit darauf wartet ist es schon
richtig klasse wenn einem Spieler ein längerer Lauf gelingt.
Auch die Stimmung war gut. Besonders
als zur zweiten Hälfte die Tore geöffnet wurden.
In der kommenden Zeit werde ich
vielleicht zum Bergsteiger. Neben Rudolf und Cynthia habe ich in
Goroka nämlich noch zwei weitere Ansprechpartner. Thomas und Verena
sind hier Pastoren. Ihr Sohn Nikolai ist zu Gast und es ist geplant
den Mount Wilhelm zu besteigen. Dieser ist mit über 4000 Metern die
Spitze PNGs.
Außerdem steht die GorokaShow an! Das
ist als wäre in Hamburg an einem Wochenende FC.St.Pauli, HSV,
Freezers, Handball, Hafengeburtstag, Repperbahnfestival, Dom,
Radrennen, Derby, Marathon und Kurzfilmfestival.
Also der wichtigste Tag des Jahres.
Mittwoch, 31. August 2011
First Contact
Ich glaube nicht, dass ich aussah wie jemand, der seinen verstorbenen Vater inhaliert, als ich in Goroka ankam. Ansonsten würde mich der herzliche Empfang, der mir zu Teil wurde verwundern.
Ich muss gestehen ich war schon relativ „jetlagt“, nachdem ich 48 Stunden in Flugzeugen und auf Flughäfen zu gebracht hatte. Aber wenn mich nun jemand fragen sollte ob ich schon einmal in Asien gewessen sei, kann ich die Frage bejahen.
Als „first contact“ wird hier in Papua-Neuguinea, der erste Kontakt der Bevölkerung mit Weißen und ihrer Kultur bezeichnet. In manchen abgelegenen Teilen des Landes fand diese erste Berührung erst in der Mitte des letzten Jahrhunderts statt. Mein erster Kontakt mit diesem Land war Anfang letzter Woche. Entsprechend
eindrucksvoll waren alle bisherigen Ereignisse.
Am Flughafen von Port Moresby wurde ich mit etwas bekannt gemacht was sie hier PNG-Time nennen. Das heißt der Flug war für 9.30 angelegt und ging um halb elf. Ich empfand das aber nicht als dramatisch, denn so bot sich die Gelegenheit noch etwas Zeit mit Janneke und Niels zu verbringen und für erste Gespräche mit Nuginis. Wahrscheinlich kann ich euch bald weitere Geschichten von der Eigenwilligkeit der melanesischen Uhr erzählen.
Am Flughafen von Goroka wurde ich dann von Cynthia Lies erwartet. Sie wohnt mit ihrem Mann Rodolf, wie ich auf dem Gelände des Melanesischen Institutes (MI) die beiden sind hier Ansprchpartner für mich und kümmern sich sehr fürsorglich um mich.
Goroka ist meiner Meinung nach eine sehr lebendige Stadt. In der ganzen Stadt sind Menschen. Als Herz der Stadt würde ich den Markt bezeichnen. Die Menschen der Umgebung bieten hier die Erzeugnisse ihrer Gärten feil.
Die Vielfalt des Angebots kann man sich nicht ausmalen. Es gibt jede Frucht und jedes Gemüse, das man in deutschen Supermärkten bekommt. Der Unterschied ist aber, dass die Tomate im deutschen Läden schon tausende Kilometer zurück gelegt hat. Hier wahrscheinlich höchstens einige Dutzend. Und so war es mir heute ein Genuss die frischen Produkte in meiner ersten eigenen Küche zu verarbeiten.
Neben dem „first contact“ gab es nämlich auch das „first contract“. Nämlich den Mietvertrag. Ich wohne in einem sehr charmanten blauen Holzhaus mit fließendem Wasser, fließendem Strom und fließendem Gas. Es gibt natürlich auch Dinge in diesem Haus die anders sind, als zu hause. Es gibt zum Beispiel eine elektrische Brotbackmaschine und einen Yogurt Maker und einen australischen Freiwilligen.
Er heißt Tom und versucht den Kricketsport in Papua-Neuguinea populär zu machen. Vielleicht lerne auch ich bald den Reiz des Schlagspiels zu schätzen.
Ich hatte auch schon den ersten Kontakt mit meinen Arbeitskollegen. Dass ich im Publications Office arbeiten werde weiß ich mittlerweile. Ich habe auch schon drei Tage dort gearbeitet und besitze sogar ein eigenes Büro. Anders als mein Arbeitsplatz sind meine genauen Aufgaben mir noch nicht bekannt. Aber ich denke, dass auch die sich in der nächsten Zeit etwas herauskristallisieren werden. Meine Kollegen sind auf jeden Fall sehr sympathisch. Und ich freue mich schon auf die Arbeit mit ihnen.
Heute bin ich im lutherischen Gottesdienst gewesen. Nächste Woche soll ich mich dort der ganzen Gemeinde präsentieren.
Wie oft ich mich auf Pidgin versprochen habe und ob ich bald Vorsitzender der FFKSD werde, erfahrt ihr aus erster Hand hier.
PS: FFKSD ist nicht die Freiwillige Feuerwehr eines Ortes mit der Abkürzung KSD. Sondern die Freunde und Förderer des Kricket Sports in Deutschland.
Mittwoch, 10. August 2011
Hamburg - London - Singapur - Sydney - Cairns - Port Moresby - Goroka
Drei Tage, Drei Kontinente
Was nach Jetset oder dem Tourplan einer populären Musikkappele klingt, sind die Zwischenstopps meiner großen Reise nach Papua-Neuguinea.
Am 12.08.2011 werde ich um 18.58 Uhr Hamburg hinter mir lassen. Insgesamt liegen circa 28 Flugstunden vor mir. Für mich der auf Langstreckenflügen noch unerprobt ist, schon das erste große Abenteuer des Jahres. Dass ich bei diesem ersten Abenteuer nicht alleine bin freut mich sehr. Zusammen mit vier anderen Freiwilligen des NMZ, die wie ich im Pazifik eingesetzt werden, werde ich gekühlte Erfrischungen genießen und reichlich Flugmeilen sammeln.
Nachdem dem ersten lebewohl sagen in Hamburg, wird es in Singapur wieder einen Abschied geben. Die Freiwilligen, die nach Kiribati, einem kleiner Inselstaat im Pazifik, reisen werden sich dort von uns trennen.
Mit Janneke und Niels, den beiden anderen PNG-Freiwilligen geht es dann weiter in Richtung Australien. In den frühen Morgenstunden des 14.August werden wir Sydney erreichen. Von dort geht es weiter in die am Great Barrier Reef gelegene Stadt Cairnes. Da der unser Flug von Cairnes nach Papua-Neuguinea erst am Morgen des 15. geht, ist für uns ein Hotel gebucht worden. Viel Zeit zum Erholen bleibt uns aber in der 100.000 Einwohner Stadt nicht, denn schon um 5.45 Uhr müssen wir wieder im Flieger sitzen.
Nur eindreiviertel Stunden dauert der Flug vom australischen Festland nach Port Moresby, Hauptstadt Papua Neuguineas. Die Kulturelle Entferung erscheint mir, aus Deutschland betrachtet, aber wessentlich größer.
Der letzte Flug bringt mich, nach der Trennung von Janneke und Niels, die gemeinsam in die Stadt Lae reisen, nach Goroka. In die Stadt, die auf Grund des angenehmen Klimas auch als Stadt des ewigen Frühlings bezeichnet wird.
Ich muss zwar zwischendurch keine Konzerte geben, aber ich glaube es wäre nicht verwunderlich wenn ich bei meiner Ankunft in Goroka aussehe wie Keith Richards.
Was nach Jetset oder dem Tourplan einer populären Musikkappele klingt, sind die Zwischenstopps meiner großen Reise nach Papua-Neuguinea.
Am 12.08.2011 werde ich um 18.58 Uhr Hamburg hinter mir lassen. Insgesamt liegen circa 28 Flugstunden vor mir. Für mich der auf Langstreckenflügen noch unerprobt ist, schon das erste große Abenteuer des Jahres. Dass ich bei diesem ersten Abenteuer nicht alleine bin freut mich sehr. Zusammen mit vier anderen Freiwilligen des NMZ, die wie ich im Pazifik eingesetzt werden, werde ich gekühlte Erfrischungen genießen und reichlich Flugmeilen sammeln.
Nachdem dem ersten lebewohl sagen in Hamburg, wird es in Singapur wieder einen Abschied geben. Die Freiwilligen, die nach Kiribati, einem kleiner Inselstaat im Pazifik, reisen werden sich dort von uns trennen.
Mit Janneke und Niels, den beiden anderen PNG-Freiwilligen geht es dann weiter in Richtung Australien. In den frühen Morgenstunden des 14.August werden wir Sydney erreichen. Von dort geht es weiter in die am Great Barrier Reef gelegene Stadt Cairnes. Da der unser Flug von Cairnes nach Papua-Neuguinea erst am Morgen des 15. geht, ist für uns ein Hotel gebucht worden. Viel Zeit zum Erholen bleibt uns aber in der 100.000 Einwohner Stadt nicht, denn schon um 5.45 Uhr müssen wir wieder im Flieger sitzen.
Nur eindreiviertel Stunden dauert der Flug vom australischen Festland nach Port Moresby, Hauptstadt Papua Neuguineas. Die Kulturelle Entferung erscheint mir, aus Deutschland betrachtet, aber wessentlich größer.
Der letzte Flug bringt mich, nach der Trennung von Janneke und Niels, die gemeinsam in die Stadt Lae reisen, nach Goroka. In die Stadt, die auf Grund des angenehmen Klimas auch als Stadt des ewigen Frühlings bezeichnet wird.
Ich muss zwar zwischendurch keine Konzerte geben, aber ich glaube es wäre nicht verwunderlich wenn ich bei meiner Ankunft in Goroka aussehe wie Keith Richards.
Montag, 11. Juli 2011
Please fasten your seat belts
Mein erster Post was für ein Schritt.
Bald geht es wirklich los. Morgen in einem Monat werde ich im Flugzeug sitzen. Eine Reise ins Ungewisse. Naja, jedenfalls beinahe. In insgesamt 16 Tagen wurde ich zusammen mit der tollsten Gruppe, die wohl jemals vom NMZ entsendet wird, interkulturell geschult. Obwohl das Programm, vor Allem in Ratzeburg, sehr intensiv war und ich unglaublich viel mitnehmen konnte, blieb auch Zeit, die anderen Freiwilligen kennen und schätzen zu lernen :) Ich möchte an dieser Stelle noch mal allen danken, die sich an der Vorbereitung beteiligt haben und die schöne Zeit möglich gemacht haben.
Dass es nun tatsächlich losgeht habe ich aber noch nicht ganz realisiert. Auch nach dem schönen Aussendegottesdienst im Ratzeburger Dom nicht.
Noch vor eineinhalb Jahren sah ich im Fernsehen eine Dokumentation über das Land in das ich nun gehen werde. Auf eine komische Weise war mir sofort klar, dass dies das Land war in dem ich einen Freiwilligendienst leisten wollte.
Noch vor circa einem drei viertel Jahr schickte ich meine Bewerbung los und besuchte den Infotag.
Vor nur sechs Monaten hatte ich mein Bewerbungsgespräch. Und dann fand ich mich im März in Breklum wieder und es schien so als hätte es wirklich geklappt. Und das hatte es ja dann auch. Bis jetzt. Es ging wahnsinnig schnell.
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